25. Mai 2016

Der Medienrummel um Manfred Seel

Hurenkiller und Hessen-Ripper

Fast alle Zeitungen berichten seit vergangenen Mittwoch über den mutmaßlichen Serienmörder aus Schwalbach. Foto: Tulacek

Der Fall des mutmaßlichen Serienmörders Manfred Seel hat Schwalbach weit über die Stadtgrenzen hinaus in die Schlagzeilen gebracht. Nachdem erste Meldungen über den Fall bekannt wurden, waren Ende der vergangenen Woche zahlreiche Fotografen, Journalisten und Fernsehteams in der Stadt unterwegs.

Los ging es am vergangenen Mittwoch. Um Punkt 12 Uhr verschickte das Landeskriminalamt (LKA) eine Einladung zu der Pressekonferenz am nächsten Tag. Keine Stunde später war das Internet voll mit Geschichten über den Schwalbacher Manfred Seel und seine mutmaßlichen Taten.
Die „Bild“ Zeitung titelte am Donnerstag mit dem „Deutschen Jack the Ripper“ und vermeintlichen 14 Opfern. Auch einen Tag später fand sich der Fall des „Hessen-Rippers“ auf der Titelseite der Boulevardzeitung. Innen gab es dann eine komplette Doppelseite über den Schwalbacher. Noch eins drauf setzte der Rhein-Main Extratipp: Da war Seel gleich der „Kannibale mit der Klarinette“.
Die Tagespresse berichtete größtenteils seriös über den Fall. Zahlreiche Schwalbacher, die sich das Grauen nicht vorstellen können, wurden in den verschiedenen Berichten zitiert. Auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung nahm sich gleich mit zwei Artikeln des Falls an und wusste zu berichten, dass das Bier am Altstadtfest einen „schalen Beigeschmack“ hatte.
Die Online-Ausgabe des „Focus“ und die Hessenschau stellten jeweils einen Live-Ticker von der Pressekonferenz ins Internet, damit keine Grausamkeit vergessen werden konnte. „Focus“ erklärte dazu seinen Lesern die Begriffe „Kannibalismus“ und „Nekrophilie und „enthüllte“, dass in der Garage des Gärtners auch Äxte und Sägen gefunden worden sind. Der „Stern“ fügte auf seiner Internetseite zu einem Artikel über den Schwalbacher eine Slide-Show über die bekanntesten deutschen Serienmörder hinzu.
Im Fernsehen gab es bei der „Hessenschau“ am Donnerstagabend eine Sondersendung zu dem Thema und auch „RTL-Hessen“ berichtete in seiner Nachrichtensendung darüber. Am Sonntagabend strahlte der Privatsender dann bundesweit eine „Spiegel TV“-Sondersendung zu Manfred Seel aus, die in Teilen mehr an eine Reality-Show mit zweitklassigen Darstellern erinnerte.
Doch nicht nur deutsche Medien berichteten ausführlich. Auch in Europa erschienen zahlreiche Artikel zu der Mordserie. Weitere publizierte Beiträge fanden sich in Portugal, der Slowakei, der Türkei und Ungarn. Zu einer weltweiten Verbreitung kam es durch einen Artikel der „BBC“. Selbst Online-Nachrichten in Vietnam und in Peru widmeten dem Fall aus Schwalbach eigene Beiträge. Und seit dem vergangenen Freitag hat Manfred Seel sogar seinen eigenen Eintrag bei Wikipedia. st

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