23. April 2018

Dr. Wolfgang Metternich berichtete über die Entwicklung Frankfurts im Mittelalter

Von der Königsstadt zur Reichsstadt

Der Referent Dr. Wolfgang Metternich erzählte in seinem Vortrag über Frankfurt auch von einem fast vergessenen Turm auf dem Römerberg. Foto: Jakobi

Nur etwa 30 Zuhörer lauschten im kleinen Saal im Bürgerhaus dem spannenden Vortrag von Dr. Wolfgang Metternich über Frankfurter Geschichte. Wohl niemand hatte vorher von einem besonderen Turm in Frankfurt gehört, der im Mittelalter beinahe ein Wahrzeichen der Stadt geworden wäre.

Doch bevor das Geheimnis dieses Turms gelüftet wurde, erklärte Wolfgang Metternich zunächst die Anfänge der späteren Freien Reichsstadt Frankfurt. Eine Karte, die auf Karl Nahrgang zurückgeht, zeigte die ersten Anfänge der mittelalterlichen Besiedlung von Frankfurt. Zwischen Main und Braubach entstand auf dem Domhügel die Kaiserpfalz. Das geschah schon ab dem Jahr 822. Die Pfalzkapelle (Salvatorkirche) wurde später zum Frankfurter Dom.
Der Braubach, damals ein breiter Bach, der in den Main mündete, wurde schon im Mittelalter zur Kloake, zum Abwassersammelkanal umgebaut. Heute erinnert nur noch die Braubachstraße an dieses Gewässer. Rund um die Kaiserpfalz siedelten zunächst die in der Pfalz Beschäftigten und bildeten so den Kern der zukünftigen Stadt. Zwischen Pfalz und Main entstand schon im frühen Mittelalter das erste Judenviertel von Frankfurt. Der erste Kern von Frankfurt wurde etwa 980 von einer Mauer umgeben.
Der Referent zeigte, wie sich die Stadt nach Westen ausdehnte. Der Römerberg wurde lange nicht bebaut, weil er ein Sumpfgebiet im Einzugsbereich des Braubachs war. Schon früh, 1219, wurde die Leonhardskirche im Westen Zentrum eines Bereiches, in dem sich aufstrebende Händler ansiedelten. Vorher schon, um das Jahr 1200, in der Zeit der Söhne von Kaiser Friedrich Barbarossa entstand die Idee, anstelle der alten Kaiserpfalz auf dem Domhügel eine neue Pfalz, einen neuen Mittelpunkt des Reichs auf dem Römerberg zu bauen.
Im Jahr 1943, als ein Feuerlöschteich auf dem Römerberg ausgeschachtet werden sollte, wurden die Grundmauern eines Turms entdeckt. Mauern von 6 Metern Dicke, ein Turm von 22 Metern Durchmesser sollte der Kern einer neuen Kaiserpfalz werden. Die Vorläuferkirche der Nikoleikirche könnte die Kapelle dieser neuen Kaiserpfalz gewesen sein. Ähnliche Bauten, die heute noch in Frankreich zu besichtigen sind, können einen Eindruck vermitteln, was damals möglicherweise geplant war. Der Turm wurde aber niemals vollendet, später sogar wieder abgerissen. Er wäre wahrscheinlich der größte Wehr- und Repräsentationsturm des Mittelalters geworden.
Wolfgang Metternich erklärte in seinem spannenden und informativen Vortrag wie sich die schon im Jahre 941 „urbs“, das heißt Stadt auf Lateinisch, genannte Siedlung von einer zunächst nur durch den deutschen König regierten Stadt zur „Freien Reichsstadt Frankfurt“, einer Stadt der Bürger entwickelte. An Hand der alten Frankfurter Kirchenbauten und der zunächst von kirchlichen Orden erbauten Handelshöfe zeigte er auf, wie sich Frankfurt langsam von einer direkt unter dem Einfluss des deutschen Königs und Kaisers stehenden Stadt über eine Stadt, die zu einem Drittel aus Kirchenbesitz bestand, zu einer Stadt der Bürger entwickelte. Erst 1372 kaufte die Stadt dem deutschen König das Schultheißamt ab. Bis zum Jahr 1803 hatte der deutsche König Rechte in Frankfurt.
Selbst für jemanden, der bewandert ist in der Geschichte Frankfurts, bot dieser Vortrag eine Fülle neuer und spannender Informationen über die Entwicklung Frankfurts im frühen Mittelalter. Die nächste Veranstaltung des AK WiTechWi ist am 9. Mai im Feuerwehrhaus in Schwalbach. Die Feuerwehr wird dabei über vorbeugenden Brandschutz informieren. red

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