20. November 2014

Diakoniestationen erhalten mehr Geld für Schulsozialarbeit und Flüchtlingsarbeit

Am Bett sitzen und zuhören

Peter Ruf leitete die Synode des Evangelischen Dekanats Kronberg zum Thema „Diakonie“ am 7. November 2014 in Sulzbach
Peter Ruf leitete die Synode des Evangelischen Dekanats Kronberg zum Thema „Diakonie“ am 7. November 2014 in Sulzbach

Diakonie war das zentrale Thema auf der Synode des evangelischen Dekanats Kronberg am Freitag in Sulzbach. Aus 30 Kirchengemeinden zwischen Hofheim und Flörsheim, Eschborn und Königstein kamen 76 gewählte Vertreter und haben an diesem Abend über die Schwalbacher Tafel und das Sozialkaufhaus beraten sowie über die ökumenische Wohnhilfe und über zukünftige Weichenstellungen für die Diakoniestationen. Außerdem hat die Synode einen ausgeglichenen Haushalt in Höhe von 3,3 Millionen Euro für 2015 beschlossen.

Sozialdezernent Johannes Baron, Kreisbeigeordneter des Main-Taunus-Kreises, beschrieb in seinem Grußwort, die Unterbringung der Flüchtlinge sei „auch eine geistliche Herausforderung“. Er zeigte sich begeistert, wie die Evangelischen zu ihrer Synode zusammen kommen. „Der Bezug zu Gott ist mir wichtig“, so der ehemalige Messdiener. Jeder Mensch habe seine eigene Würde, die er von Gott habe.
„Wir tun uns schwer mit der Unterbringung der Flüchtlinge“, fügte der Sozialdezernent hinzu. Man brauche Wohnungen, denn „in den Gemeinschaftsunterkünften gelingt die Integration nicht“. Nicht ausreichend sei auch, dass es für 150 Flüchtlinge nur einen Sozialarbeiter gäbe. Als die beiden weiteren Herausforderungen seines Amtes nannte Johannes Baron die Sozialhilfe und die Altersarmut.
Kritisch ging die Diskussion um das Bestreben des Diakonischen Werkes in Hessen, möglichst viele Diakoniestationen in einer gemeinnützigen GmbH zusammen zufassen. „Wir können keine 100 Prozent erwirtschaften, wenn wir das kirchliche Leitbild ernst nehmen,“ sagte Michael Möllmann, Pflegedienstleiter der Diakoniestation Vortaunus. Sparen könne die Diakonie nur durch schnellere Pflege. „Bei uns bestimmen die Mitarbeiter, wie viel Zeit sie beim Patienten brauchen“, so Michael Möllmann. Seine Mitarbeiter würden selbstverständlich zum Ausziehen der Kompressionsstrümpfe fahren, auch wenn die Kasse dafür nur 1,58 Euro erstatte.
Herbert Wagschal von der Diakoniestation Kronberg-Steinbach brachte den diakonischen Auftrag auf den Punkt: „Wir wollen am Bett sitzen und zuhören.“ Auch er setzte sich dafür ein, die Diakoniestationen nicht nach den Maßstäben der Privatwirtschaft zu führen. Dennoch müsse eine andere organisatorische Lösung her. Die Diakoniestationen könnten nicht mehr so leicht ehrenamtlich geführt werden. Allein das Arbeitsrechtliche sei für einen Ehrenamtler kaum noch zu überblicken. „Warum kooperieren wir nicht miteinander? Wenn sich unsere Stationen zusammen tun würden, dann hätten wir eine klare Ausrichtung der ambulanten Pflege mit einem klaren kirchlichen Auftrag“, resümierte Herbert Wagschal.
Die Vertreter aus den Kirchengemeinden beschlossen den Haushalt für 2015 in Höhe von 3,3 Millionen Euro. Gegenüber dem laufenden Jahr bedeutet das eine Steigerung um fast 300.000 Euro. Hans-Peter Meyer vom Finanzausschuss erklärte zwei Drittel dieses Zuwachses durch neue Projekte in der Schulsozialarbeit und in der Flüchtlingsarbeit. Dazu kämen weitere Bildungsaufgaben wie die Ehrenamtsakademie und Maßnahmen für Prävention im Bereich des Kinderschutzes. Allein der Gemeindepädagogische Dienst habe jetzt einen Umfang von gut einer Million Euro. Zusätzliche Mittel gingen in die Seelsorge sowie zur Ehrenamtsakademie und in die Sicherstellung des Kinderschutzes.
Dekan Martin Fedler-Raupp wies darauf hin, dass das Dekanat Kronberg mit seinen familienorientierten Projekten eine Vorreiterrolle in der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) spielt. 1,7 Millionen Euro des neuen Haushaltes kommen aus Kirchensteuermitteln und der andere Teil aus Kooperationsprojekten und zu einem kleineren Teil aus Teilnehmerbeiträgen von Freizeiten. Der Haushalt für das Jahr 2015 wird öffentlich ausgelegt vom 17. bis 21. November sowie am 24. November, jeweils von 9 bis 15 Uhr im Haus der Kirche in Bad Soden.
Als neuer Pfarrer für die Notfallseelsorge im Main-Taunus-Kreis stellte sich Pfarrer Michael Scherer-Faller vor. Seit seinem Dienstbeginn am 1. August habe die Leitstelle das Team der 22 ausgebildeten ehrenamtlichen Notfallseelsorgern zu 14 Einsätzen gerufen. Rufbereitschaft sei in der Regel zwei Tage pro Monat. Dieser wichtige Dienst brauche aber weitere Menschen, die sich ausbilden lassen wollen. Sebastian Ohly aus Weilbach wurde als Vertreter in die Kirchensynode der EKHN gewählt.
Zweimal im Jahr tagt die Synode an wechselnden Orten zwischen Main und Taunus unter dem Vorsitz von Präses Peter Ruf. Die 30 Gemeinden schicken bis zu 100 Vertreter in das regionale Kirchenparlament. Ein Drittel der Delegierten sind Pfarrerinnen und Pfarrer, zwei Drittel gewählte Nichttheologen aus den Kirchenvorständen. Das Dekanat Kronberg mit 64.000 Evangelischen hat 50 Pfarrer und 440 fest angestellte Mitarbeiter, deren Arbeit etwa 3.000 Ehrenamtliche aktiv begleiten. red

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