20. November 2014

Kurator erzählte Anekdoten über die Französische Revolution im Vordertaunus

Der Erlkönig und seine Zwergenschar

Vergangenen Donnerstag, 30. Oktober, sprach Dr. Mark Scheibe über „Berichte und Anekdoten aus dem Vordertaunus zur Zeit der Französischen Revolution und Napoleons“. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Sonderausstellung „Kein Krieg ohne Suppenwürze! Das Rhein-Main-Gebiet zur Zeit der Französischen Revolution und Napoleons 1792-1815“, die noch bis zum 14. November im Schwalbacher Bürgerhaus zu sehen ist, statt.

Der Kelkheimer Mark Scheibe, Kurator der laufenden Ausstellung, lieferte einen spannenden Vortrag abseits der bekannten Pfade. Anschließend führte er alle Besucher durch die Ausstellung.
Als französische Soldaten am 21. Oktober 1792 auf dem Schlossberg oberhalb von Marxheim bei Hofheim eine meterhohe Pechfackel entzündeten, stand auch Schwalbach die Epoche der Französischen Revolution bevor. Mit diesem Signal sollten die nach Frankfurt marschierenden Truppen eine Verbindung nach Mainz halten. Wenige Stunden später marschierten sie durch den Ort, um auch die Festung Königstein in ihre Gewalt zu bekommen.
1792 erreichten der französische General Custine und sein Corps das Rhein-Main-Gebiet. Noch bezeichnete Johann Wolfgang von Goethe ihn und seine Leute verniedlichend als den Erlkönig und seine Zwergenschar. Die französischen Militärs waren fast einen Kopf kleiner als die Leute hierzulande, doch damit endete schon die Verharmlosung der neuen Landesherren. Bald schon organisierten die deutschen Fürsten einen Gegenschlag, denn die ungebetenen Gäste hatten immerzu leere Mägen und klamme Brieftaschen. Auch die Frankfurter Gesellen griffen beherzt ein und verprügelten die Neuankömmlinge, die sich allzu sehr als die neuen Herren aufspielten und den einheimischen Mädchen die Köpfe verdrehten. Was folgte, war eine der größten Katastrophe, 23 Jahre lang Krieg und Truppendurchzüge.
Mainz, die altehrwürdige Stadt voller Paläste und Kostbarkeiten, wurde zerbombt, die Festung Königstein gesprengt und die Ansprüche der Kriegsteilnehmer immer größer. Da durch Schwalbach die „Hohe Straße“ ging, der Landweg zwischen Frankfurt und den Niederlanden, waren die Einwohner immer den Forderungen der Kriegsparteien ausgesetzt. Davon zeugt heute noch das Rechnungsbuch der Gemeinde. red

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