Kaum eine Naturkatastrophe in den vergangenen Monaten hat die Menschen weltweit so berührt wie die schweren Erdbeben in der Himalajaregion. Der Verein „Initiative Kronberg 96 für Eine Welt“, für den sich auch das Schwalbacher Ehepaar Schneider engagiert, hat sechs nepalesische Unterstützer direkt vor Ort.
Dazu zählt auch eine ausgebildete Krankenschwester, die eine vom Verein aufgebaute Gesundheitsstation betreut. Im Projektgebiet gab es große und verheerende Zerstörungen, aber glücklicherweise keine Toten. Die Berichte über die verheerenden Folgen haben niemanden kalt gelassen. Sämtliche Nationen haben mit Soforthilfe oder großzügigen finanziellen Zuwendungen versucht die Schäden abzumildern.
Dann brach eine weltweite Welle an unkoordinierter Hilfsbereitschaft los, die das Land mit Hilfsgütern und Spendengeldern schier zu fluten schien. Es passierte, was passieren musste: die Hilfsgüter versandeten buchstäblich am Flughafen, weil die unwegsamen Regionen weder mit Lkw noch mit Transportern erreicht werden konnten. Der Landweg war verschüttet und die großen Flieger konnten auf dem kleinen Flughafen Kathmandus gar nicht erst landen und mussten umkehren.
Dass die Himalaja-Katastrophe, speziell die Situation in Nepal, so viele Menschen berührt, liegt daran, dass Nepal zunehmend zu einem beliebten Reiseland wird. Auch viele Schwalbacher waren schon auf Trekking-, Studien-, Kultur- oder Bildungsreisen dort und sind der Faszination des Landes und dem Charme der Menschen erlegen, so dass häufig eine dauerhafte Bindung und ein anhaltendes Interesse bestehen bleibt.
Der Schwalbacher Wolfgang Schneider hat sich zusammen mit seiner Frau dafür entschieden, das Nepal-Engagement ernsthaft zu betreiben. Somit wurde das Ehepaar in dem Verein „Initiative Kronberg 96 für Eine Welt“ aktiv. Dieser Verein ist eine private Initiative, deren Mitglieder alle ehrenamtlich arbeiten und damit die Verwaltungskosten bei knapp einem Prozent halten.
Im Vordergrund steht für die Initiative die Bildungsförderung im Projektgebiet, das im Distrikt Ramechhap südöstlich von Jiri, 130 Kilometer von Kathmandu in den Bergen liegt. Aufgrund seiner geographischen Lage ist es sehr schwierig erreichbar und wird erst langsam erschlossen. Bislang war es nur mühsam zu Fuß erreichbar, inzwischen gibt es eine Straße, die aber eher einem schlechten Feldweg oder einer Piste nahekommt.
Diese Form der Infrastruktur ist beispielhaft für ganz Nepal, im Besonderen in den Regionen, die touristisch nicht oder nur wenig frequentiert sind. Denn ein großer Teil der Staatsgelder wird immer noch in den Ausbau der touristischen Strukturen investiert, anstatt in Bildungs-, Gesundheits-, Versorgungs- oder Verkehrsstrukturen.
Wie labil das ganze System ist, gerade in Bezug auf Erschließung entlegener Gemeinden oder Infrastrukturen, erlebte eine Abordnung der Kronberger Initiative, an der auch die Schwalbacher Schneiders teilnahmen, bei seinem letzten Projektbesuch unmittelbar vor der Erdbebenkatastrophe: Heftige Regenfälle und Erdrutsche machten die Piste ins Projektgebiet Kumbu-Kasthali selbst für schwere Jeeps unpassierbar, so dass die Gruppe auf Schusters Rappen dem Ort entgegen stiefelte und einen Tagesmarsch absolvierte.
Auch im Projektgebiet der Kronberger Initiative haben das Erdbeben und die jüngsten Nachbeben große Verheerungen hinterlassen. Ein nepalesischer Kontaktmann vor Ort beschreibt die Situation folgendermaßen: „Das Leben in Nepal, besonders in Kumbu, ist unglaublich schwer. Gestern ist so gut wie kein Haus stehen geblieben, aber Gottseidank ist hier niemand gestorben. Es gab leider zahlreiche Verletzte. Aber es ist schwer zu sagen, was wirklich geschehen ist.“
Nach der Katastrophe sind die 130 Patenkinder des Kronberger Vereins, die Lehrer und Bewohner wohlauf, aber aller Lebensbasis beraubt. Die vom Verein aufgebaute Gesundheitsstation hat das Erdbeben überstanden, so dass hier gerade in der aktuellen Situation, Menschen versorgt werden können.
Neben der zentralen Projektarbeit der Bildungsfinanzierung und den Patenschaften kümmert sich die Initiative auch um Renovierungsprojekte wie Dacherneuerung für Arme. Schulrenovierungen stehen ebenso auf dem Programm. Der Verein leistet insofern Hilfe zur Selbsthilfe, indem alle Projekte teilfinanziert werden. Beispielsweise werden die Materialen für die Dacherneuerung gestellt, aber bauen muss jeder selbst.
Wer sich für die Arbeit der „Initiative Kronberg 96“ interessiert findet weitere Informationen auf der Homepage www.initiative-kronberg-96.de im Internet. Das Spendenkonto für Hilfe vor Ort bei der Frankfurter Volksbank hat die IBAN DE95501900000000666750. cb