13. Juli 2015

Informationsveranstaltung für Schüler zum islamischen Extremismus

„Jeder verdient eine zweite Chance“

„Was hat Extremismus mit dem Islam zu tun? Ist der Islam nun eine gefährliche Religion oder nicht? Was unterscheidet „normale“, gemäßigte Muslime von Extremisten? Wie hilft man radikalisierten Menschen?“ Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich drei neunte Klassen der Albert-Einstein-Schule am vergangenen Mittwoch bei einem Vortrag über Extremismus und Prävention.

Auf Einladung des Ausländerbeirats traf sich ein Mitarbeiter des „Violence Prevention Network“ (VPN) mit den Jugendlichen in den Räumlichkeiten des Marokkanischen Kulturvereins. Mit Videos, islamwissenschaftlichen Exkursen und Anekdoten aus seinem Arbeitsalltag mit Extremisten führte der junge Mann humorvoll und unter Einbeziehung des Publikums durch die Veranstaltung.
Das VPN ist eine Nicht-Regierungs-Organisation, die sich für religiöse Toleranz statt Extremismus einsetzt. Ihre hessische Beratungsstelle bietet drei verschiedene Arten von Angeboten an: Prävention, Qualifizierung und Intervention. Die Veranstaltung mit den Schülern ist Teil der Präventivarbeit. In diesem Bereich umfasst das Angebot des VPN neben Workshops oder Informationsveranstaltungen auch Beratung für Eltern, Moscheegemeinden oder andere Interessierte.
Der Referent beschrieb seine Arbeit mit extremistischen Straffälligen. Er erklärte, dass es immer wichtig sei, zunächst das Vertrauen der Radikalisierten zu gewinnen. Dabei helfe ihm oft sein eigener muslimischer Hintergrund. Anschließend begleite und unterstütze das VPN die Deradikalisierung und den Ausstieg der Jugendlichen durch viele Gespräche. Die Mitarbeiter des Netzwerks glauben daran, dass Menschen eine zweite Chance verdient haben: Sie halten Therapien, die Radikalisierte wieder langsam weg von ihrer Ideologie zurück ins Leben begleiten, für sinnvoller, als sie „einfach wegzusperren“, denn viele islamistische Straffällige radikalisierten sich in Gefängnissen.
Im Laufe des Vortrages lernten die Schüler, was den Islam ausmacht, auch Parallelen zur Bibel wurden aufgezeigt. Sie erfuhren, wie unterschiedlich der Koran von den muslimischen Glaubensrichtungen ausgelegt wird, wie gering der Anteil an Salafisten und Extremisten unter den Muslimen in Deutschland ist und setzten sich mit Vorurteilen auseinander.
Nach einer abschließenden Fragerunde bat der Mitarbeiter des VPN die Jugendlichen aufmerksam zu sein und Hilfe zu suchen, sollten sie merken, dass sich in ihrem Umfeld jemand radikalisiert. Sowohl das Netzwerk als auch Vertrauenslehrer seien gute Ansprechpartner.
In Schwalbach lobte er die gute Kooperation von Schule, Stadt und Marokkanischem Kulturverein zur Bekämpfung von Extremismus. Am Ende lud der Marokkanische Kulturverein alle Interessierten zum Treffen seiner Jugendgruppe ein, die sich mit diesen und ähnlichen Themen beschäftigt. Mehr Information gibt es bei der hessischen Beratungsstelle des Violence Prevention Networks in der Leipziger Straße 67 in Frankfurt unter der Rufnummer 069/27299997 oder per E-Mail an hessen@violence-prevention-network.de. Im Internet finden sich weitere Informationen unter www.beratungsstelle-hessen.de. red

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