„Die spinnen, die Briten“, sagt Obelix in einem der besten Hefte der legendären Asterix-Reihe, als ihm auf der Insel gekochtes Wildschwein in Minzsoße vorgesetzt wird. Nach dem Referendum vergangene Wochen werden sich viele an das geflügelte Wort aus dem Comic erinnert haben.
Doch die Briten sind nicht verrückt. Sie sind nur konsequent. Sie mögen die EU in ihrer heutigen Form genauso wenig wie die meisten anderen Europäer. Doch statt wie die anderen immer weiter herumzueiern, haben sie den Schlussstrich gezogen.
Machen wir uns nichts vor: Der Ruf der EU ist nicht nur in England schlecht. Auch in Deutschland und in den anderen EU-Ländern gibt es Abermillionen Wähler, die lieber heute als morgen aus der Gemeinschaft aussteigen würden. Schuld daran sind Politiker, die aus rein wahltaktischen Überlegungen im Zweifel immer nationale Interessen vor europäische Interessen stellen, statt für die unbestreitbaren Vorteile einer wirklichen europäischen Union zu kämpfen.
Denn wer braucht in der heutigen, globalisierten Welt noch die im weltweiten Maßstab zwergenhaften Nationalstaaten Europas? Wenn unser Kontinent seine Führungsrolle in der Welt behalten will, dann geht das nur mit einem echten europäischen „Nationalbewusstsein“, einer echten europäischen Öffentlichkeit, einer echten europäischen Regierung und einem echten europäischen Parlament.
Für Schwalbach war früher Darmstadt die Hauptstadt, heute ist es Berlin. Warum sollte es nicht irgendwann Brüssel sein? Mathias Schlosser