12. Juli 2016

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christopher Higman verliert durch den „Brexit“ sein Amt

„Fühlen uns im Stich gelassen“

Christopher Higman. Foto: FDP

Wer hätte das gedacht? Der „Brexit“ hat unmittelbare Auswirkungen auf die Schwalbacher Stadtpolitik. Denn wenn die Engländer aus der EU austreten, verliert der Vorsitzende der FDP-Fraktion sein Mandat. Christopher Higman ist Brite.

Seit mehr als 40 Jahren wohnt der 72-Jährige mit seiner Frau Pip in Schwalbach. Da er sich stets als Europäer fühlte und in seinem Berufsleben als Ingenieur in der ganzen Welt herumkam, sah er nie eine Notwendigkeit, etwas an seiner Staatsbürgerschaft zu ändern. Es war gut, dass er als Brite auch in Deutschland leben und sich engagieren konnte.

Das könnte sich jetzt ändern, denn in kommunalpolitische Ämter können nur EU-Bürger gewählt werden. Tritt Großbritannien aus, verliert Higman sein Mandat. Doch nicht nur wegen des drohenden Amtsverlustes ist Christopher Higman verärgert über seine Landsleute. Das hat er am vergangenen Donnerstag in einer persönlichen Erklärung in der Stadtverordnetenversammlung kund getan: „Ich möchte sagen, dass ich dies für eine Fehlentscheidung halte, die europapolitisch, wirtschaftspolitisch und gesellschaftspolitisch für Großbritannien , Deutschland und für Europa im Allgemeinen desaströs ist.“

Besonders ärgert ihn, dass er selbst beim Referendum nicht mitstimmen durfte, weil er in den vergangenen 15 Jahren nicht in England gelebt hat. „Die Bürger Schwalbachs haben mich bei der Kommunalwahl in März in diese Stadtverordnetenversammlung gewählt. Es kann nicht sein, dass Leute in einem völlig anderen Teil Europas diese Wahl nichtig machen – auch nicht, wenn es 17 Millionen sind.“

Vor dem Stadtparlament hielt Christopher Higman ein flammendes Plädoyer für Europa und erklärte, er wäre der Erste, der sich für eine europäische Staatsbürgerschaft anstellen würde. Gleichzeitig forderte er alle auf, sich konstruktiv Gedanken zu machen, wie es denn nun mit Europa weitergehen soll.

Für sich selbst prüft Christopher Higman verschiedene Optionen, wie er sein Engagement in Schwalbach fortsetzen kann. Grundsätzlich fühlen sich er, seine Frau und seine drei Töchter – die mittlerweile wieder in Großbritannien wohnen – von ihren Landsleuten im Stich gelassen. red

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