12. Juli 2016

Arbeitskreis Lesen beschäftigt sich mit Ursachen der Flüchtlingskrise

Von Rousseau bis Platon

Am 27. Juni traf sich der Arbeiterkreis Lesen im Bürgerhaus, um mit der Lektüre „Die Flüchtlingskrise-Ursachen, Konflikte, Folgen“ von Politikwissenschaftler und Migrationsforscher Stefan Luft ein aktuelles Thema zu besprechen.

Bas Buch ist erst am 9. März dieses Jahres im C.H.Beck Verlag erschienen und gibt auf knapp 128 Seiten eine umfassende, auf Zahlen basierende Analyse der politischen Zusammenhänge in Bezug auf den aktuellen Flüchtlingsstrom.

Ende der 90er-Jahre gründete Margit Reiser-Schober den Arbeitskreis Lesen, nachdem sie über „die Wiederkehr der Politik“ von Erhard Eppler sinnierte und sich mit anderen dazu austauschen wollte. Seither gehören politische, ökonomische, sozialkritische und philosophische Texte ins Repertoire des regelmäßig stattfindenden Lesezirkels. „Werke von Rousseau, Platon, Aristoteles und vielen Philosophen haben wir bereits gelesen“, berichtet Reiser-Schober mit Begeisterung. Ebenso greift der Arbeitskreis der Kulturkreis GmbH auf zeitgenössische Bücher zurück.

Im Leseraum herrschte eine entspannte Atmosphäre. Es sei wichtig, einen geschützten Raum mit Möglichkeit zu intensiven Meinungsaustausch ohne Angst zu schaffen, so Margit Reiser-Schober weiter. Zum Beginn des jüngsten Treffens bat sie die Teilnehmer um ein kurzes Feedback der gelesenen Literatur. Anschließend verteilte sie ein Handout als Diskussionsleitfaden, in dem sie wesentliche Stichpunkte des Werkes komprimiert und nach Inhalt gegliedert zusammengefasst hat.

Das Buch behandelt vier Kapitel. Das erste thematisiert „Migration und Flucht im 21. Jahrhundert“, bei dem Fakten zur Beschreibung der Migrationswellen weltweit und die dahinterstehenden Motive herangezogen werden. Des Weiteren wird die Flucht nach Europa, insbesondere Deutschland beleuchtet. Der Autor kritisiert, dass frühzeitige Warnsignale wie Hunger, Krankheiten oder Zwangsrekrutierungen als Ursache für die mangelnde politische Vorbereitung zur Steuerung der Flüchtlingsmassen nicht beachtet worden sind. Er macht auf die gefährliche Mittelmeerroute und die Rolle der Schleuser aufmerksam. Außerdem werden die Asylverfahren in der EU und die „Steuerbarkeit von Zuwanderung und Asylmigration“ unter die Lupe genommen.

Zum Schluss befasst sich der Autor mit einem wichtigen Aspekt, nämlich den Bedingungen gelingender Integration und weist zukünftige Perspektiven und mögliche Bewältigungsstrategien auf. Die Teilnehmer des Lesekreises waren sich einig darüber, dass sich Stefan Luft ohne Beschönigung und Erzeugung einer Untergangsstimmung präzise und nüchtern dem vielschichtigen Themenkomplex nähert. Geteilte Meinungen herrschten bei der Frage, ob Deutschland ein Vorwurf zu machen sei, vorhersehbare Flüchtlingswellen ignoriert zu haben. Eine Teilnehmerin befand: „Die positiv erbrachten Leistungen seitens der Regierung sollten anerkannt werden.“ Dagegen konterte ein anderer Teilnehmer: „Der Mangel an Personal und technischen Voraussetzungen für die Registrierung macht eine Unterscheidung zwischen Asylsuchenden und Wirtschaftsflüchtigen kaum möglich.“ Ferner wurde über das Scheitern des Schengen-Abkommens, das Instrumentalisieren der Krise bei Wahlen und die Destabilisierung Europas durch den Brexit diskutiert.

Beim nächsten Treffen am 26. September wird das Buch „Der Untergang ist abgesagt. Wider die Mythen des demografischen Wandels“ behandelt. Neue Teilnehmer sind willkommen. red

 

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