26. August 2016

Schwester Edith Petersen in Bolivien verstorben

Eine Kämpferin für die Armen

Lange lebte sie in der Limesstadt. Jetzt ist Schwester Edith Petersen im Alter von 83 Jahren gestorben. Foto: privat

Am 14. August ist Schwester Edith Petersen im Alter von 83 Jahren in ihrer Wohnung in Cochabamba in Bolivien gestorben und wurde am Tage darauf begraben. Die Schwalbacherin hat fast 20 Jahre in der südamerikanischen Großstadt gelebt und gewirkt und wurde über viele Jahre von der katholischen Gemeinde Schwalbach unterstützt.

Bis vor einigen Jahren kam die engagierte Schwester immer wieder in ihre alte Heimat und berichtete von ihren Projekte in Bolivien. In den vergangenen zweieinhalb Jahren war sie jedoch ans Bett gebunden, hat sich aber dennoch weiter von dort aus um den Dienst bei den Armen gekümmert.
Edith Petersen war viele Jahre Mitglied der früheren katholischen Pfarrgemeinde St. Martin in der Limesstadt. Sie war ein Frankfurter Kriegs- und Einzelkind und erlebte den Bombenhagel und das soziale Engagement ihres Vaters für Sozialisten und andere damalig Unerwünschte. Nach ihrem über 20 Jahre andauerndem sozialen Engagement in den Werken von Pater Leppich aus Münster und in einem großen Sozialprogramm der US-Streitkräfte am Frankfurter Flughafen entschied sie sich nach dem Ende ihrer beruflichen Tätigkeit  im Jahre 1995 für einen missionarischen Dienst an den Armen und Unterdrückten in Lateinamerika.
Nach intensiven Vorbereitungen begann sie schließlich Mitte 1997 mit ihrem Einsatz für Gefangene im Untersuchungsgefängnis und in den fünf Gefängnissen von Cochabamba und begleitete sie bei ihrer Rehabilitierung. Sie kümmerte sich um die Betreuung von Behinderten und sorgte für die ambulante medizinische Behandlung von Bedürftigen. Ganz besonders lagen  ihr die Indianer vom Stamme der Yuracare im benachbarten bolivianischen Urwald am Herzen. Weiter engagierte sie sich für die Aus- und  Weiterbildung von Jugendlichen. Sie war dabei von Anfang an gesundheitlich belastet und immer wieder durch Schlaganfall, Handgelenkbruch und Hüftoperationen besonders getroffen. Aber aufgegeben hat sie nie.
Die katholische Gemeinde Schwalbach hat sie bis vor kurzem durch Geschenk-Spenden-Aktionen vor Weihnachten und auf andere Weise unterstützt und sie auch während ihrer langen letzten Krankheit aus der Ferne begleitet. Einige Gemeindemitglieder haben sie in Bolivien besucht.
Schwester Edith war weit über Schwalbach hinaus in Deutschland und in Luxemburg bekannt und wurde auch von anderen Gruppen und zeitweise von Cristo Vive Europa unterstützt.
Vor neun Jahren  hat sie dann ihre eigene Organisation gegründet. Einer ihrer Bewunderer aus dem Süden Deutschlands sagt: „Sie war eine willensstarke, mutige und eigenwillige Frau. Das Evangelium verstand sie als persönlichen Auftrag.“ Weiter hatte Schwester Edith ein insgesamt tiefes Verständnis für die fremde Kultur der sie in Südamerika umgebenden Menschen, insbesondere der benachteiligten Urwald-Indianer.
Ihr größtes Vermächtnis ist vielleicht die Initiierung und Mitwirkung bei der Durchsetzung eines bolivianischen Gesetzes über die unbürokratische und kostenlose Dokumentation von Geburtsurkunden und Personalausweisen. Dieses gewährte vielen Unterprivilegierten und indianischen Ureinwohnern endlich ihre Menschenwürde und ein anerkanntes Existenzrecht.
In Schwalbach wurde die Nachricht vom Tod Schwester Ediths mit Bestürzung aufgenommen. Dr. Wolfgang Küper von der katholischen Gemeinde: „Ihre außergewöhnliche humanitäre Leistung in einer schwierigen Umgebung ist in hohem Maße bewundernswert. Wir werden Schwester Edith ein ehrendes Gedächtnis bewahren.“ red

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