20. September 2016

Modellflieger zeigten bei ihrem Spätsommerfest ihr Können

Spektakuläre Flugshow

Auch ein Modell der Concorde war beim Spätsommerfest der Schwalbacher Modellflieger zu sehen. Foto: Mucic

Die Leidenschaft zum Fliegen verbindet die rund 90 Mitglieder des Schwalbacher Modellflieger Vereins, die am vergangenen Wochenende ein Spätsommerfest auf ihrem Gelände, östlich des Arboretums, ausgiebig mit Musik, Essen und Trinken sowie einer spektakulären Show feierten.

„Der Verein wurde 1978 gegründet und immer mehr Jugendliche finden den Weg zu uns. 85 Jahre alt ist unser ältestes Mitglied. Der Jüngste ist sieben“, erklärt der seit dem vergangenen Jahr amtierende erste Vorsitzende Christoph Lichtblau. Bei zahlreichen Gelegenheiten, unter anderem dem Saisoneröffnungsfest, tauschen sich die Piloten über ihr außergewöhnliches, mit viel Begeisterung ausgeführtes Hobby aus.
Die Nachwuchstalente üben montags und die Kunstflieger haben ihr Training jeden Donnerstag. „Modellflug ist ein grüner Sport im Einklang mit der Natur. Wir nutzen die Kraft der Sonne. Alle Motoren sind elektrobetrieben, stinken nicht und die Akkus werden auf unserer Solar-Station aufgeladen“, so Christoph Lichtblau. Nathalie Glatz, die scherzhaft von ihren männlichen Kollegen als Quotenfrau betitelt wird, ergänzte: „Umwelt- und Artenschutz schreiben wir groß. Die Brutzeit der Feldlerche wird beispielsweise mit Flug-Pausen berücksichtigt.“
Nach und nach erschienen diverse Objekte gemächlich gleitend oder mit Loopings und Turns drehend am Horizont: Helikopter, Segler mit Schlepper, Jets und Warbirds begeisterten die Zuschauer. Thermik und Wetterverhältnisse üben großen Einfluss auf den Sport aus. Zur Freude der Flugkünstler wehte am Wochenende trotz wolkenverhangenem Himmel kaum Wind.
Die beindruckend gefertigten, realitätsnahen Miniaturausgaben bestehen aus verschiedenen Materialien. „Schaumstoff aus EPO ist für Einsteiger geeignet. Holz für Fortgeschrittene und die Kunstflieger haben Modelle aus gehärtetem Carbon“, erläutert Nathalie Glatz.
Sie ist seit über einem Monat abends mit dem Basteln der historischen „Ju52“ beschäftigt: „Bevor eine Maschine vollendet ist, erfolgen mehrere Testflüge. Manchmal muss das Material nachgebessert oder die Elektronik verfeinert werden, bis das Flugzeug optimal in der Luft liegt“. Nach Fertigstellung wird das ihre sechste Nachbildung.
Die technikaffine, junge Frau erbte die Liebe zum Kunstfliegen von ihrem Vater und teilt ihre zeit- und kostenintensive Passion mit Lebensgefährte Uwe Becker. Sie hofft, dass sich zukünftig mehr Frauen dieser Freizeitbeschäftigung widmen und erkennt eine steigende Tendenz in deutschen Clubs.
Berufsmäßig ist unter den Modell-Flugzeugführern alles vertreten von IT-Experten, Finanzdienstleistern bis Datenbankentwicklern. Ebenso sind die Beweggründe für die Ausübung des Hobbys unterschiedlich. Schriftführer Udo Habedank hat seinen Jugendfreund Christoph Lichtblau im Verein wiedergetroffen. Sie sind mittlerweile elf Jahre aktiv und seither verbindet sie eine tiefe Freundschaft. „Wir wollen uns hier vom Arbeitsstress erholen. Manchmal sitzen wir nur Beisammen und genießen die Zeit“, sagt Udo Habedank.
Sohnemann Lars Habedank ist als einziger tatsächlich Berufspilot geworden. Gemeinsam mit Harald Matussek tüftelte er in filigraner Kleinstarbeit schon seit Oktober 2010 an der Concorde, dem Höhepunkt der Flugschau. Harald Matussek steuerte gekonnt die British Airways Concorde, die majestätisch ihre Kreise zog und als „Königin der Lüfte“ bezeichnet wird. Seine Miniausgabe des Orginals ist stolze 3,4 Meter lang, wiegt aber weniger als fünf Kilogramm.
Der IT-Experte Harald Matussek hat mit 14 Jahren in der damaligen Bastelzentrale im MTZ seinen ersten Bausatz erworben und geht seit 22 Jahren seinem Lieblings-Zeitvertreib nach. Die Entwicklungskosten einer Maschine können mehrere tausend Euro überschreiten, erzählt er. Natürlich gäbe es auch günstigere Fluggeräte ab 100 Euro, lenkt Christoph Lichtblau ein.
Kassenwart Michael Sattler zeigte sich als Virtuose am Himmel und heizte mit Stunts seiner „Voodoo“ das Publikum ordentlich auf. Der 450 Gramm leichte Flieger erreichte eine atemberaubende Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern. „Um wie Michael fliegen zu können, braucht man jahrelange Erfahrung und ein Training von mindestens fünf Stunden pro Woche“, schwärmt Udo Habedank.
Jörg Schmahl, zweiter Vorsitzender, legt seinen Schwerpunkt besonders auf die Ausbildung von Jugendlichen, die derzeit von sechs Übungsleitern betreut werden. Seit 2000 nehmen sie erfolgreich an Wettbewerben und deutschen Meisterschaften teil und genießen einen guten Ruf in der Szene.
Der zwölfjährige Kartik Rastogi lieferte gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen eine interessante „Fuchsjagd“ ab, dabei wurden Bänder am Rumpf der selbsterstellten Holzmodelle angebracht, die es in geschickt ausgeübten Manövern abzukürzen galt. mu

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