5. Oktober 2016

Bürger aus Schwalbach und Avrillé gedenken in Verdun 500.000 Gefallener

Eine Zukunft in Frieden

Vertreter aus Schwalbach und Avrillé trafen sich in Verdun zum gmeeinsamen Gedenken an den ersten Weltkrieg. Mit dabei waren auch Bürgermeisterin Christiane Augsburger (Mitte) und ihr Amtskollege aus Avrillé, Marc Laffineur (5.v.l.). Foto: mag

1914 begann der erste Weltkrieg. In Avrillé – Schwalbachs französischer Partnerstadt – gedenkt man mit einer Reihe von Veranstaltungen dieses Krieges. Avrillés Bürgermeister Marc Laffineur hatte deshalb Schwalbachs Bürgermeisterin Christiane Augsburger und die beiden Vorsitzenden des Arbeitskreises Städtepartnerschaft Schwalbach-Avrillé, Monika Beck und Sabine Neumann-Paul, sowie Schwalbacher Schüler am 21. September zu einer gemeinsamen Gedenkfeier mit Vertretern der Stadt Avrillé und französischen Schülern nach Verdun eingeladen.

Die Zeremonie begann an der Stele mit der Bezeichnung „Cote 304“ auf einer Anhöhe in der Nähe des Dorfes Esnes-en Argonne. Sie erinnert an rund 10.000 gefallene französische Soldaten. Da von dort aus feindliche Bewegungen gut beobachtet werden konnten, war der Hügel so sehr umkämpft, dass er dabei sieben Meter an Höhe verlor. Noch heute ist der Wald um die Gedenkstätte von Gräben gezeichnet.
Als die Schwalbacher Delegation dort ankam, waren die beiden Klassen des Collèges Clément Janequin aus Avrillé mit 13- und 14-jährigen Schülern schon anwesend. Sie hatten alle Arbeitsmappen dabei, weil das Thema Teil ihres Unterrichts ist.
Die Bürgermeisterin des Dorfs Esnes-en-Argonne begrüßte die Gäste und Marc Laffineur hielt eine Rede. Danach bedankte sich Christiane Augsburger für die Einladung der Freunde aus Avrillé und hob hervor, dass die europäische Einigung nur so lange erfolgreich sei und jungen Menschen eine Zukunft in Frieden und Freiheit biete könne, wie die Mehrzahl der Europäer dies unterstützt.
Zwei Schwalbacher Schülerinnen mit Leistungskurs Französisch an der Albert-Einstein-Schule lasen den Brief eines deutschen Frontsoldaten vor, der die Gemeinsamkeit der Leiden deutscher und französischer Soldaten in diesem Krieg betonte. Danach nannten Schüler des Collège die Namen der Gefallenen aus Avrillé, jeweils mit dem im Chor gesprochenen Zusatz „gefallen für Frankreich“. Die beiden Bürgermeister legten Gestecke an der Stelle nieder. Eine schöne Geste war das gemeinsame Verstreuen der aus Avrillé mitgebrachten Erde am Fuß der Stelle, an der auch die Schwalbacher beteiligt wurden.
Danach traf man sich gemeinsam auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Brieulles. Nach einer kurzen Ansprache von Christiane Augsburger trugen zwei Schwalbacher Schülerinnen einen weiteren Brief vor, in dem ein junger Student seine tiefe Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck brachte. Die Bürgermeisterin legte ein Gesteck nieder, der Bürgermeister aus Avrillé ehrte die beiden dort begrabenen Schwalbacher Gefallenen jeweils mit einer weißen Rose.
Am zweiten Tag der Reise wurde die eindrucksvoll neu gestaltete Gedenkstätte in Verdun besichtigt. Auf drei Geschossen wird dort für die Besucher der Schrecken des ersten Weltkriegs spürbar. An einigen Stellen entsteht mittels moderner Präsentationstechnik der Eindruck, über von Granaten durchsetzen Schlamm zu waten und Teil des Geschehens im Schützengraben zu sein. Tausende von Gegenständen verdeutlichen Leben, Leiden und Sterben der Soldaten, auch der deutschen. Umfassende Informationen werden sachlich und ohne nationales Pathos in französischer, englischer und deutscher Sprache präsentiert.
Am Mittag wurden bei einem gemeinsamen Picknick die mitgebrachten Geschenke  überreicht und der letzte Teil dieser Begegnungs- und Bildungsreise angetreten. Ziel war das Beinhaus in Douaumont. Umgeben von einem riesigen Soldatenfriedhof befindet sich dort ein lang gestrecktes, helles Gebäude mit Turm auf einem Hügel. In dessen Untergeschoss ruhen, nicht nach Nationalitäten getrennt, die Gebeine von 130.000 Soldaten.
Monika Beck sagte: „Seit 2014 finden in Avrillé Veranstaltungen zum ersten Weltkrieg statt. Schon zum Auftakt des Gedenkens vor zwei Jahren waren wir eingeladen. Wir wollen und dürfen die Vergangenheit nicht vergessen. Aber genauso wichtig ist es uns, gerade der jungen Menschen wegen, den Blick in eine gemeinsame friedliche Zukunft in Europa zu richten.“ red

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