Die DLRG-Ortsgruppe Schwalbach-Bad Soden bietet seit diesem Frühsommer Schwimmkurse für Flüchtlinge an. Dabei richten sich die Kurse vorwiegend an Erwachsene, die als Kinder nicht oder kaum schwimmen gelernt haben. Für die Ausbilder der Ortsgruppe sind die Kurse ein großer Kraftakt, doch die Resultate können sich sehen lassen.
Alles begann mit einem Anruf von Gudula Farwig, die sich im Namen der Schwalbacher Flüchtlingshilfe bei Jürgen Buchberger, dem Vorsitzenden der DLRG Schwalbach-Bad Soden meldete. Es gebe einige erwachsene Flüchtlinge, die gerne schwimmen lernen wollten, aber niemanden, der es ihnen beibringen könne. Jürgen Buchberger zögerte nicht lange und bot die Hilfe der Ortsgruppe an – geben die Ausbilder der DLRG doch nicht nur Schwimmkurse für Kinder, sondern in kleinerem Rahmen auch für Erwachsene. Da die Ortsgruppe im Sommer am Montagabend für eine Stunde das gesamte Becken im Sodener Freibad nutzen kann, hatte man auch genug Platz.
Nach dem Start mit drei bis fünf Männern und Frauen aus Schwalbach dauerte es nicht lange, bis auch die Stadt Bad Soden und die Bad Sodener Flüchtlingshilfe aufmerksam wurden. Hier war das Interesse sogar noch größer – im Nu standen über 20 Interessenten auf der Matte. „Das war zu viel auf einmal, wir mussten also eine Warteliste einführen“, sagte Jürgen Buchberger. Über den Sommer kamen dann jede Woche etwa 15 Flüchtlinge zum Kurs. Die drei DRLG-Ausbilder Erich Krebs, Dietmar Noll und Jürgen Buchberger wurden dabei von einem Betreuer der Bad Sodener Flüchtlingshilfe unterstützt.
Die Teilnehmer kommen aus verschiedensten Ländern, vor allem aber aus Syrien, Irak und Afghanistan. Der DLRG-Vorsitzende legt Wert auf die Feststellung, dass Frauen und Männer, Moslems und Christen gemeinsam in einer Gruppe schwimmen, was auch gut funktioniere. „Die Vorkenntnisse sind natürlich unterschiedlich. Manche kamen im Wasser schon gut voran, während andere überhaupt nicht schwimmen konnten. Ein Teilnehmer musste sich sogar überwinden ins Wasser zu gehen, weil er im Irak einmal beim Baden im Fluss von der Strömung mitgerissen wurde.“ Ein Problem sei zu Beginn die Pünktlichkeit gewesen, das habe sich aber nach einiger Zeit eingependelt. Inzwischen haben einige Teilnehmer ihre erste Prüfung, das „Seepferdchen“, abgelegt. Sie müssen nun pausieren, damit alle auf der Warteliste wenigstens die Grundfertigkeiten des Schwimmens erlernen können.
Mit dem Ende der Freibadsaison ist der Kurs ins Eschborner Wiesenbad umgezogen. Dort hat die Ortsgruppe eine der Bahnen zur Verfügung gestellt, die sie normalerweise für das Training ihrer Mitarbeiter nutzt. „Mit 15 Teilnehmern auf einer 25-Meter-Bahn ist es natürlich sehr eng. Wir zahlen daher unseren Mitarbeitern den regulären Eintritt ins Hallenbad, damit sie auf den öffentlichen Bahnen schwimmen können“, erläutert Jürgen Buchberger.
Da die meisten Schwimmkurse für Mitglieder der Ortsgruppe kostenlos sind, der Mitgliedsbeitrag für viele Flüchtlinge jedoch eine große Hürde wäre, zahlen die Teilnehmer einen Euro pro Abend. Das entspricht dem Betrag, den die DLRG pro Schwimmer an das Eschborner Wiesenbad entrichtet. Wie bei allen Schwimmkursen arbeiten die Ausbilder komplett ehrenamtlich. Unterstützung kommt von der Flüchtlingshilfe, die den Transport mit Autos und einem Bus zum Schwimmbad bereitstellt.
Die Kurse werden laut Jürgen Buchberger so lange laufen, wie es interessierte Teilnehmer gibt – vorausgesetzt, die Kapazitäten an Ausbildern bleiben bestehen. Als Ausbilder freue er sich trotz des höheren Schwierigkeitsgrades und der Sprachbarriere aber vor allem über die große Motivation der Teilnehmer: „Die haben einen Riesenspaß bei der Sache, sie kommen alle freiwillig, sie wollen schwimmen lernen und es klappt auch. Man freut sich einfach, wenn man sie im Wasser sieht.“ red