5. April 2017

Partnerstadt Olkusz trauert um Ehrenbürger Motze Berger

Olkusz‘ letzter Jude

Schwalbachs polnische Partnerstadt Olkusz trauert um ihren Ehrenbürger Motze Berger. Der Buchautor ist am 21. März im Alter von 97 Jahren gestorben.

Der gebürtige Olkuszer Mosze Berger verbrachte seine Kindheit und Jugend in seiner Heimatstadt. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges zwang ihn zum Verlassen der Stadt. Die schmerzhaften Erinnerungen an die Kriegsjahre schilderte er in seinem Buch unter dem Titel „In der Sibirischen Taiga“.
Mosze Berger wurde am 2. November 1919 in Olkusz geboren. Nach der Volksschule besuchte er in den Abendstunden die Berufsschule. Als im November 1939 die Deutschen in Olkusz einmarschierten, verlies Mosze Berger seine Familie, um in das von den Russen besetzte Gebiet zu gelangen. Wegen seiner Weigerung weder die sowjetische Staatsbürgerschaft anzunehmen noch in seine, von den Deutschen unterworfene Heimat zurückzukehren, deponierten ihn die Russen 1940 nach Sibirien.
Bei seiner Rückkehr nach Olkusz 1945 suchte Mosze Berger vergeblich nach seinen Familienangehörigen. Die Eltern sowie drei Schwestern waren in Lagern ums Leben gekommen. Er verließ Olkusz, um in Breslau die Kunst des Malens zu studieren. 1948 zog er nach Warschau, wo er seinen Lebensunterhalt in einem Unternehmen für Milchprodukte verdiente. 1952 schließlich reiste er nach Israel aus. Bis 1972 war er als Lagerverwalter für medizinisches Gerät in einem Krankenhaus tätig.
Trotz seiner Übersiedlung nach Israel vergaß Mosze Berger niemals seinen Geburtsort, in dem die familiären Wurzeln gründeten. Im Jahre 2011 wurde Mosze Berger Ehrenbürger der Stadt Olkusz als Dank für sein stetiges Streben, die heimatliche Geschichte und Kultur in seinen Bildern lebendig zu erhalten. Seine in polnischer Sprache verfassten Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg „In der Sibirischen Taiga“ wurden 1992 vom Israelischen Verteidigungsministerium in hebräischer Sprache herausgegeben.
„Wir bewahren ihn in unserer Erinnerung, als Mittler im polnisch-jüdischen Dialog sowie als guten und freundlichen Menschen gegenüber seinem Nächsten“, schreibt Genowefa Bugajska, die Vorsitzende des Freundschaftsvereins Schwalbach-Olkusz.
Der Arbeitskreis Olkusz-Schwalbach unterstützt die Bemühungen in Olkusz, die Erinnerungen an ihre jüdischen Mitbürger wachzuhalten. Nach der Broschüre „Auf Gedeih und Verderb – Auf den Spuren der Deutschen in Olkusz“ ist eine weitere Dokumentation „Auf den Spuren der Juden in Olkusz“ in Vorbereitung. red

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