5. April 2017

Das Limesstadion erhitzt weiter die Gemüter – Übergangslösung wird gesucht

Wer findet einen Kompromiss?

Trotz des jüngsten Gerichtsbeschlusses soll im Stadion der Trainingsbetrieb möglich sein. Archivfoto: Schlosser

Der Streit um das Limesstadion droht auf verschiedenen Ebenen zu eskalieren. Die Vereine fürchten um ihre Trainingsmöglichkeiten, die Anwohner drohen mit weiteren Gerichtsverfahren und die Opposition in der Stadtverordnetenversammlung übt scharfe Kritik an Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD). Die hatte am Donnerstag alle Beteiligten zu einem Gespräch geladen. Die Frage, ob das Stadion zurzeit benutzt werden darf oder nicht, ließ sie allerdings unbeantwortet.

Wie berichtet hat das Verwaltungsgericht den Neubau der Tribüne gestoppt, und den Bebauungsplan aus dem Jahr 1971 für ungültig erklärt. Damit ist de facto auch die Nutzungserlaubnis für das Stadion passé. Die Stadt will so schnell wie möglich einen neuen Bebauungsplan aufstellen. Das Verfahren einschließlich der erforderlichen Bürgerbeteiligung wird aber mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen.
Knapp 30 Vertreter der städtischen Gremien, der Vereine und der Anwohner kamen am vergangenen Donnerstag zusammen, um über die Situation rund um das Stadion zu sprechen. Christiane Augsburger wollte alle Beteiligten über den neusten Sachstand informieren und das weitere Vorgehen besprechen. „Denn gesucht wird nun eine Übergangslösung zur Nutzung des Stadions für die Dauer von mindestens einem Jahr – ein Kompromiss, auf den sich alle Beteiligten verständigen können sollten“, sagte die Bürgermeisterin.
Sie kündigte auch an, dass sich die Stadt von einem Fachanwalt beraten lassen will, ob das Stadion in der Zwischenzeit benutzt werden darf oder nicht. Christiane Augsburger will den Experten auch dafür nutzen, eine Nutzungsordnung für das Stadion erstellen zu lassen, um so den Konflikt beizulegen und weitere Klagen von Anwohnern zu vermeiden.

Heftige Wortgefechte

Ob das gelingt, ist offen. Die Stimmung bei der Besprechung war jedenfalls recht aufgeheizt. Vor allem die Cricketspieler und die geplanten Flutlichtmasten für die 100-Meter-Bahn bringen manche Anwohner in Rage: „Ich klage mein ganzes Geld weg. Das werden die Schwarzkittel entscheiden“, echauffierte sich einer der Teilnehmer des Treffens am Donnerstag. Und auch die Vereine hielten mit ihrem Ärger nicht hinterm Berg. Als ein Vereinsvertreter fragte, was denn wäre, wenn die Cricketspieler eine weiße Hautfarbe hätten, war die Empörung der Anwohner groß. Immerhin: Die TG Schwalbach und der FC verständigten sich darauf alles daran zu setzen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Heftige Attacken gibt es unterdessen auch in der Ortspolitik. Die CDU hat gleich drei Anträge zum Stadion gestellt. Zum einen soll ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, zum Zweiten soll der Magistrat eine Nutzungsordnung erstellen und sicherstellen, dass das Stadion bis zum Abschluss des Bebauungsplanverfahrens genutzt werden kann. Und zum Dritten soll Bürgermeisterin Christiane Augsburger einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten einberufen.
Weil sie längst Schritte in diese Richtung veranlasst hat, hat Christiane Augsburger die Anträge in der Tagespresse als „ärgerlich“ bezeichnet, was die CDU natürlich entschieden zurückweist. Schwalbachs größte Oppositionsfraktion ist der Ansicht, dass ihre Anträge „in Summe viel weiter greifen als das, was Bürgermeisterin und Magistrat mündlich angekündigt haben“. CDU-Sprecher Axel Fink: „Insbesondere widersprechen wir auch dem vollständigen Nutzungsverbot, das die Bürgermeisterin ausgesprochen hat. Wer selbst keinen klaren Plan hat, darf andere nicht vorschnell dafür kritisieren, dass sie konkrete Vorschläge machen und zu Papier bringen.“

„Gefährliche Cricketbälle“

Unzufrieden mit dem Verhalten der Bürgermeisterin sind auch die Schwalbacher Grünen. Auch sie fordern eine klare Benutzungsordnung für das Stadion. Nach mehreren Diskussionsrunden auch mit den Anwohnern ist aus Sicht der Grünen der Kernpunkt des Streits längst geklärt: Die Cricketspieler des FC Schwalbach, die seit dem vergangenen Frühjahr regelmäßig an den Wochenenden im Stadion ihrem Sport nachgehen. Die Grünen sprechen von „gefährlichen Cricketbällen“, die Bewohnern und Spaziergängern „um die Ohren“ geflogen seien. „Cricketveranstaltungen in diesem Stadion hätten niemals genehmigt werden dürfen“, sagt Fraktionsvorsitzende Barbara Blaschek-Bernhardt.
Die Lösung des Konflikts liegt ihrer Meinung nach auf der Hand: „Die Stadt darf sich nicht länger davor drücken, selbst Verantwortung zu übernehmen und als Inhaber des Hausrechts die Stadionbenutzung nachvollziehbar zu regeln und dort einen Rahmen und auch Grenzen zu setzen, wo dies notwendig ist.“ Mit klaren Regeln hätte man den Konflikt längst beilegen können.
Auch für den weiteren Kritikpunkt der Anwohner – die Lichtmasten – gibt es laut den Grünen eine einfache Lösung: niedrigere und dafür mehr Lichtmasten, die sich besser in die Umgebung einfügen. Barbara Blaschek-Bernhardt: „Im Grunde sind das ganz einfache Lösungen und es ist ärgerlich, dass die Stadtregierung die Sache so lange hat schleifen lassen. Nur dadurch ist der Konflikt überhaupt erst eskaliert.“ MS

 

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