So jetzt haben die Türken endlich über ihr neues Präsidialsystem abgestimmt. Warum dieses Thema wochenlang die Nachrichten in Deutschland beherrscht hat, muss man nicht verstehen, auch wenn es für einen Demokraten nicht schön ist, was am Bosporus passiert. Trotzdem: Die Türkei ist weltpolitisch ziemlich unbedeutend, hat kaum demokratische Traditionen und ist bis heute in weiten Teilen rückständig. Wen interessiert es also wirklich, wenn sich dieses Land einen autokratischen Sultan wählt?
Mit all dem Geschrei hat man doch nur eines geschafft: Recep Tayyip Erdogan hat mehr Aufmerksamkeit bekommen, als ihm zusteht. Wenn er jetzt im Westen als der böse Bube dasteht, ist das für ihn immer noch besser als wie alle anderen türkischen Staatsführer der letzten 100 Jahre in der Versenkung der Geschichte zu verschwinden. Erst die Aufregung in der EU und vor allem in Deutschland hat ihn im eigenen Land so richtig groß gemacht.
Sorge um das zukünftige Verhältnis zur Türkei muss man sich nicht machen. Deutschland kommt mit viel schlimmeren Herrschern erstaunlich gut aus. Und den Urlaubern in Antalya, Side oder Bodrum ist es ohnehin egal, wer in Ankara regiert – Hauptsache die Sonne scheint.
19. April 2017