Zum Artikel „Ein Mann, der Integration lebt“ erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Ilona Kessler. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.
„Ich kenne Herrn El Kaddouri persönlich nicht, aber nach dem Lesen des Artikels entstand bei mir der Eindruck, dass er wirklich überaus aktiv darin ist, die Schwalbacher an der marokkanischen Lebensweise teilhaben zu lassen und auch die neu ankommenden Migranten direkt in diese Gemeinschaft zu integrieren. Dies ist ja erstmal ganz nett, aber es stellen sich hier doch ein paar Fragen: War Herr El Kaddouri schon einmal in einer christlichen Kirche? Haben er und seine Familie deutsche Freunde? Dürfen seine Kinder Deutsche heiraten? Kennt er deutsche Literatur, Musik, Philosophie? Engagiert er sich in einem Verein, der nichts mit Marokko zu tun hat? Mag er unsere Lebensweise?
Er könnte zum Beispiel mit seiner Frau im Tanzsportclub tanzen. Natürlich trifft das auch auf viele Deutsche nicht zu, aber wenn jemand für vorbildliche Integration geehrt wird, erwarte ich schon den Bezug zu Deutschland. Schließlich sollen nicht wir uns in die marokkanische Gemeinschaft integrieren, sondern die Marokkaner in unsere. Ich kenne viele Menschen aus verschiedenen Ländern, die überhaupt nicht auffallen, eben weil sie so gut integriert sind. Jemand, der sein ganzes Leben an seiner Herkunftskultur ausrichtet, ist nicht wirklich hier angekommen, sondern lebt in einer Parallelgesellschaft. Das kann man verstehen, denn es ist menschlich und auch Deutsche, die in größeren Gruppen im Ausland leben, tun dies. Man kann es gut finden, dass hier gegensätzliche Weltanschauungen nebeneinander gelebt werden, aber ist das Integration?“
Ilona Kessler, Schwalbach