12. Januar 2022

Die Zeitzeugin Trude Simonsohn ist im Alter von 100 Jahren gestorben

Eine große Mutmacherin

Trude Simonsohn, die oftmals als Zeitzeugin in Schwalbach zugegen war, wie hier im November 2015 in der Stadtbibliothek zusammen mit Elisabeth Abendroth, ist im Alter von 100 Jahren gestorben. Foto: Pabst

Am 6. Januar ist Trude Simonsohn, Frankfurter Ehrenbürgerin und Holocaust-Überlebende, in ihrer Wohnung in der Emma und Henry Budge-Stiftung Frankfurt ein halbes Jahr nach ihrem 100. Geburtstag verstorben. Sie hat als Zeitzeugin oft Schwalbach besucht, woraus sich ein besonderes Verhältnis, insbesondere auch zum Arbeitskreis „Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus“ und zur Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, entwickelte.

Im Januar 2001 war Trude Simonsohn auf Einladung des im Jahr 2000 gegründeten Arbeitskreises „Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus“ zu einem Zeitzeugengespräch im Bürgerhaus Schwalbach mit Schulklassen der Albert-Einstein-Schule und der Friedrich-Ebert-Schule zu Gast.
Im Vorfeld der Schwalbacher Inszenierung der Kinderoper Brundibár im Jugendzentrum Atrium sprach Sie als Zeitzeugin über die im Konzentrationslager Theresienstadt erlebte Aufführung des Komponisten Hans Krása. Sie war von der Schwalbacher Inszenierung so angetan, dass sie ein Gastspiel anlässlich des Evangelischen Kirchentages im Juni 2001 in Frankfurt anregte, das schließlich auch stattfand und wo sie erneut als Zeitzeugin sprach.
Zudem sprach sie im Januar 2005 anlässlich der Ausstellungseröffnung „Kinder im KZ Theresienstadt – Zeichnungen, Gedichte, Texte“ in der Evangelischen Limesgemeinde.
In den folgenden Jahren war sie mehrfach zu Zeitzeugengesprächen mit Schülerinnen und Schülern in Schwalbach und besuchte auch Gedenkveranstaltungen des Arbeitskreises als Gast. So auch die Inszenierung des Figurentheaters Laboratorium „Wenn ich wieder klein bin“ im Januar 2006. Am 16. November 2015 stellte sie gemeinsam mit Elisabeth Abendroth in der Stadtbücherei ihre Biografie „Noch ein Glück – Erinnerungen“ vor.
Ihre besondere Verbundenheit zu Schwalbach betonte Trude Simonsohn immer wieder. So findet die Schwalbacher Inszenierung des Brundibár nicht nur in ihrer Biografie Erwähnung. Auch bei ihrer Ernennung zur Frankfurter Ehrenbürgerin in der Paulskirche 2016 ließ sie es sich nicht nehmen, die Aktivitäten in Schwalbach anerkennend zu erwähnen.
Am 18. Februar 2016 war sie letztmalig in Schwalbach. Als Ehrengast war sie beim Vortrag von Wilma Aden-Grossmann über ihren Mann Berthold Simonsohn in der Evangelische Limesgemeinde anwesend.
„Persönlich habe ich die Wertschätzung unserer Arbeit in Schwalbach durch Trude Simonsohn als ganz besondere Ehre empfunden“, sagt Achim Lürtzener, Mitglied des .
Günter Pabst, Vorstandsmitglied der CJZ erinnert sich an ein Gespräch auf der Rückfahrt von Schwalbach nach Frankfurt: Auf die Frage, wie denn die Erinnerungsarbeit zu gestalten sei, wenn die Zeitzeugen nicht mehr in die Schulen gehen können, erwiderte sie mit einem ihr eigenen optimistischen Lächeln: „Herr Pabst haben sie keine Sorge, dann sind Sie Zeitzeuge.“ Dies sei ihm zufolge ihr Vermächtnis, offen, freundlich, den Menschen zugewandt, die Erinnerungsarbeit weiter zu gestalten und in dieser Verpflichtung, die jungen Menschen nicht allein zu lassen.
„Ihre Lebensgeschichte vor Augen, empfinden wir großen Respekt. Wir sind dankbar, dass wir sie kennengelernt haben – die große Mutmacherin“, meinen Achim Lürtzener und Günter Pabst. red

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