Gleichermaßen witzig wie beklemmend war das Theaterstück „Die Berliner Stadtmusikanten“, dass das „Theater Zitadelle Berlin“ am Mittwoch vergangener Woche auf dem Platz hinter der alten Schule aufführte. Bericht mit Video
Das leider eher spärliche Publikum – der Platz war nur gut zur Hälfte gefüllt – zeigte sich mit Szenenapplaus sichtlich amüsiert von der komödiantisch angelegten Inszenierung, deren Sujet allerdings alles andere als lustig war. Im Wesentlichen wurde die deprimierende, alltägliche Altersheim-Tristesse so mancher Etablissements in verschiedenen, dystopisch elaborierten Facetten aufgespießt, garniert mit so mancher Wortspielerei, zum Beispiel, wenn jemand „verdachtsweise Altersheim“ habe. Vom obligatorischen morgendlichen Gesundheitscheck über die wie in Stein gemeißelte Chronologie des Tagesablaufs bis hin zu kriminellen Machenschaften des sogenannten und aber exzeptionellen Pflegepersonals und den wie naturgesetzlich allenthalben stattfindenen gegenseitigen, teils senilen Lästereien.
Die Insassen beziehungsweise die bepflegten Individuen wurden „personifiziert“ durch liebevoll schrullig gestaltete Tierpuppen, die da waren Herr Wolf, Frau Katz, Frau Kuh und Herr Spatz.
Nach und nach merkten diese, wie hinter den Kulissen der Hase läuft. Ob der daraus erwachsenen Enttäuschung entwickelten sie alsbald nach dem Neuzugang des Herrn Spatz eine zunächst nur visionär anmutende Sehnsucht: Raus hier, abhauen, bloß nur weg von hier und ab nach Berlin.
Von der Einsicht geleitet, unvermeidlich Geld zu benötigen kam die Idee auf, sich mit künstlerischen Darbietungen als „Stadtmusikanten“ zu verdingen. Denn über eigene Mittel verfügten die Vier nicht, weil das Pflegepersonal Geldbriefe der Verwandtschaft abfing und Wertsachen wie den wertvollen Kompass von Herrn Wolf und die goldene Fischdose von Frau Katz unterschlagen hatten.
Als Gruppe formiert hielten sie sich dabei zwischenzeitlich und gelegentlich auf der episodisch ausgemalten Reise bei Laune mit erzählten Witzen sowie philosophisch getriebenen und weltbewegenden Gedanken, wie der Frage, welchen Sinn es und was es zu bedeuten habe, dass Adam und Eva bildlich mit einem Bauchnabel dargestellt werden.
Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass sie alle nur im Kreis gewandert sind, der sie letztlich wieder dorthin zurückführte, wo sie gestartet waren: Nämlich im altbekannten Altersheim. In Manier der Stadtmusikanten stellten sie sich übereinander auf und jagten das ungeliebte Pflegepersonal als Riesenmonster in die Flucht.
Gespielt wurde das Puppen-Theaterstück von dem familiär aufgestellten Ensemble, das sich zusammensetzt aus Daniel Wagner sowie seinen Eltern Regina Wagner und Ralf Wagner, die versprachen, irgendwann einmal auch die Teile zwei, drei und fünf der „Berliner Stadtmusikanten“ in Schwalbach zu präsentieren. „Teil vier gibt es nicht“, kalauerte Daniel Wagner. te