30. September 2022

Eine spannende Geschichte in Frankfurter Mundart

„Oppa Balsers“ Leben

Klaus Thanheiser erzählte zusammen mit Klaus Hilger in der Friedenskirche die Lebensgeschichte von „Oppa Balser“ auf „Frankforderisch“. Foto: privat

Es war ein spezieller Freitagabend in der Evangelischen Friedenskirche am 16. September. Klaus Thanheiser und Klaus Hilger nahmen rund 60 Zuhörer mit auf eine spannende Zeitreise.

Klaus Thanheiser wurde 1947 geboren und wuchs in der Altstadt von Bad Soden auf. Seine Leidenschaft gehört dem Mundarttheater. Nachdem sich das generationenübergreifende Ensemble, in dem er sich seit seinem Ruhestand engagierte, aufgelöst hatte, beschloss er alleine weiter zu machen. Natürlich in Frankfurter Mundart, in der Sprache, die er als Bub „uff de Gass“ gelernt, und in der er sein Leben lang kommuniziert hat.

Stoff für ein Sprechtheater war schnell gefunden: Die Lebensgeschichte vom „Oppa Balser“, dem Großvater seiner Frau. Und so entstand ein großartiges, bunt schillerndes Panorama, in dem sich vor der Folie der großen Zeitgeschichte von 1891 bis 1975, zwischen Falkenstein und Frankfurt die kleinen, aber für die Menschen viel bedeutenderen Episoden der Familiengeschichte abspielten.

„Oppa Balser“, der eigentlich Balthasar hieß, bei Freunden und Verwandten aber nur als „Balser“ bekannt war, erzählt seinem vertrauten Enkel die Geschichte und Geschichten seines Lebens. Das geht zurück bis in die Kaiserzeit als der Opa 1891 in Schwalbach geboren wurde. Damals war das Dorf noch eine Gemeinde von 1.500 Seelen, die sich alle kannten und irgendwie miteinander verwandt waren.

Die erste Geschichte handelt vom Ausflug der Kinder nach Homburg, wo Kaiser Wilhelm II., wie so oft in dieser Zeit, zu Besuch weilte. Die Mädchen in frisch gewaschenen Kleidchen, die Jungs im Matrosenanzug fuhren auf dem Pferdewagen, beaufsichtigt von Lehrer und Pfarrer durch die „Kerscheallee“ Richtung „Orschel“. Die Rast auf der Stierstädter Heide schilderte Klaus Thanheiser, als „Oppa Balser“ in eindringlichen Bildern. Mucksmäuschenstill wurde es im Kirchenraum als der Opa von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im ersten Weltkrieg erzählte.

Was sich schon bei der scharf beobachteten Begegnung mit dem huldvoll winkenden Kaiser in Homburg andeutete, wurde nun vom Erzähler ausgeführt: Unter der Oberfläche flott und humorvoll dargebotener Geschichten, wurde sehr ernsthaft und tiefsinnig über Sinn und Unsinn des Lebens reflektiert, wurde das menschliche Miteinander und das durch die große Politik verursachte Leid auf empathische Weise in unvergesslichen Bildern geschildert.

Akteure und Zuhörer konnten sich in der Pause mit dem „Stöffsche“ des Spenders Getränke Herberth aus Kronberg stärken. Der zweite Teil des Theaterabends befasste sich mit der Geschichte von „Oppa Balser“ und seiner geliebten Frau Anna in der Wohnung in der Ludwig-Landmann-Straße in Frankfurt. Höhepunkte des Familienlebens waren die rauschenden Feste am Geburtstag. Sehr schwer wurde es für das Auditorium schließlich, den Tod von Anna und Balser an nur einem Tag im Jahr 1975 zu verkraften. Aber auch die spannendste und ergreifendste Geschichte muss einmal ihr Ende finden. red

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