22. Dezember 2022

Die Buchtipps der Schwalbacher Zeitung

Lesestoff

Timothée de Fombelle und Thomas Campi erzählen in „Hinter dem Schnee“ eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte. Jutta Hoffritz schreibt in „Totentanz – 1923 und seine Folgen“ die Chronik eines Jahres zwischen Rausch, Revolution und Radikalisierung. In Anne Holts „Ein notwendiger Tod“ löst Ermittlerin Selma Falck ihren neunten Fall.

 

„Hinter dem Schnee – Eine Weihnachtsgeschichte“

Ein einsamer Eiswagenfahrer ist am Weihnachtsabend unterwegs von Italien nach England. Am selben Abend fliegt eine Schwalbe aus der Hitze Afrikas in die Kälte des Nordens. Und ein Dritter macht sich im Verborgenen ebenfalls auf den Weg. Ohne dass die drei voneinander wissen, sind sie doch untrennbar miteinander verbunden.

Timothée de Fombelle, geb. 1973, lebt mit seiner Familie in Paris. Seine ersten Schreibversuche machte er schon als Kind. Nach einem Literaturstudium unterrichtete er zunächst als Lehrer in Paris und Hanoi, bevor er begann, für das Theater zu schreiben und zu inszenieren. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt.

Thomas Campi, geboren und aufgewachsen in Ferrara, lebte mehrere Jahre in Shanghai, bevor er nach Sydney zog. Seine Comics und Graphic Novels wurden mehrfach international ausgezeichnet.

Timothée de Fombelle & Thomas Campi: „Hinter dem Schnee – Eine Weihnachtsgeschichte“
Übersetzt von Sabine Grebing und Tobias Scheffel
Gerstenberg, 2022. 56 Seiten, 16 Euro.

 

„Totentanz – 1923 und seine Folgen“

1923 wird zum politischen und ökonomischen Wendejahr für Deutschland. Zwischen schwindelerregenden Brotpreisen, eskapistischen Tanzabenden, der folgenreichen Ruhrbesetzung und der Einführung der Rentenmark begleitet Jutta Hoffritz vier Deutsche durch das Jahr. Durch ihren Kampf. Ihren Alltag. Ihre Verhängnisse.

Wir erleben, wie Anita Berber – Berlins begehrteste Tänzerin – auf dem Zenit ihrer Karriere dem Rausch verfällt, wie Ruhrbaron Hugo Stinnes das Kalkül der Besatzer unterläuft und das Kohlekontor an die Alster verlegt, wie Reichsbankpräsident Rudolf Havenstein den Reparationsboykott finanziert und die Hyperinflation schürt, wie Käthe Kollwitz ihren Liebeskummer besiegt und das allgemeine Elend auf Plakaten festhält.

Über ein Jahr und seine Menschen. Über eine Zeit, in der Deutschlands Zukunft auf des Messers Schneide stand – und die unserer heutigen mehr gleicht, als uns lieb ist.

Jutta Hoffritz, Jahrgang 1966, hat in Würzburg, New York und Berlin Volkswirtschaft, studiert. Seit über zwanzig Jahren schreibt sie für „Die Zeit“ u.a. über die Geschichte der Geldpolitik. Nebenher verfasst sie Beitrage für den Deutschlandfunk. Sie denkt über Inflation nach, seit ihr ihre Großmutter von ihren Erlebnissen im Ruhrgebiet des Jahres 1923 berichtete. Ein „Kalenderblatt“, das sie zum 150. Geburtstag des Inflationsgewinners Hugo Stinnes für den Deutschlandfunk zusammenstellte, gab dann den Anstoß für dieses Buch. Jutta Hoffritz lebt und schreibt in Hamburg.

Jutta Hoffritz: „Totentanz – 1923 und seine Folgen“
HarperCollins Verlag, 2022. 336 Seiten, 23 Euro.

 

„Ein notwendiger Tod“

Selma Falck wacht in einem Albtraum auf: Sie ist gefangen in einer brennenden Hütte auf einem schneebedeckten Berg. Weder weiß sie, wo genau sie sich befindet, noch, wie sie dorthin gekommen ist. Verletzt und blutend schafft sie es gerade noch rechtzeitig hinaus, bevor die Hütte bis auf die Grundmauern abbrennt.

Während Selma mit der Kälte, dem Hunger und ihren Wunden kämpft, kommt alles bruchstückhaft zu ihr zurück. Ihr wird klar, dass sie nicht nur überleben will, sondern auch schnell in die Zivilisation zurückkehren muss. Es wurde ein Mord begangen, und eine große Ungerechtigkeit muss aufgeklärt werden: Die Zukunft der Nation steht auf dem Spiel.

Anne Holt ist mit über 10 Millionen verkauften Büchern weltweit eine der erfolgreichsten Krimiautor:innen Skandinaviens. Sie ist ehemalige Justizministerin Norwegens, Anwältin, Journalistin, TV-Nachrichtenredakteurin und Moderatorin. Zu großem Ruhm als Autorin gelangte sie mit den zwei Krimiserien um Inger Johanne Vik (verfilmt als „Modus. Der Mörder in uns“) und Hanne Wilhelmsen. Ihre neueste Serie dreht sich um die Juristin Selma Falck.

Anne Holt: „Ein notwendiger Tod“
Übersetzt von Gabriele Haefs
Atrium Verlag, 2022. 448 Seiten, 22 Euro.

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