19. Januar 2023

Der Kunsthistoriker Pascal Heß referierte über den russisch-französischen Künstler

Der Maler-Poet Marc Chagall

Sabine Neumann-Paul (links) und Monika Beck dankten dem Referenten Pascal Heß für den beeindruckenden und anschaulichen Vortrag über Marc Chagall. Foto: Kreß-Beck

Bis auf den letzten Platz besetzt war die erste Veranstaltung des Arbeitskreises Avrillé in diesem Jahr. Am Dienstag referierte der Kunsthistoriker Pascal Heß zum Thema Marc Chagall im Schwalbacher Bürgerhaus.

Als besonders zugkräftig erwies sich nicht nur der Name Marc Chagall und die aktuelle Ausstellung in der Frankfurter Schirn, sondern auch der Referent, der Kunsthistoriker Pascal Heß, der recht kurzfristig zu diesem Vortrag über den russisch-französischen Maler-Poeten gewonnen werden konnte.
Pascal Heß hob zunächst die Konzentration der Frankfurter Chagall-Ausstellung auf Leben und Werke des Malers zwischen 1922 und dem Ende der 40er Jahre hervor, eine Phase, die etwas abseits von der Mainstream-Rezeption des Malers liegt und doch Schlüsselerlebnisse seines langen Lebens umfasst.
Anhand zahlreicher zentraler und eindrucksvoller Bilder entwickelte der Referent in seiner Power-Point-Präsentation die fundamentalen Bezüge zwischen Chagalls Biografie, die von der Geburt in Witebsk im russischen Zarenreich, den künstlerischen Erfolgen im postrevolutionären Russland, dem Studium, dem Exil in Paris und schließlich USA, der Heirat mit Bella und deren Tod bis hin zu den Erfahrungen zweier Weltkriege und antisemitischer Verfolgung reicht, und seinen Werken, in denen er offen oder verdeckt, direkt oder symbolisch diese „seine“ Realität ausdrückt.
Chagall, der nicht Bilder malt, die er malen „will“, sondern die er malen „muss“, habe sich so der Referent, nicht als Maler von Fantasien, gar beliebigen Fantasien gesehen, sondern der ihn prägenden Wirklichkeit: seine Heimat in einer russisch-jüdischen Provinzstadt, seine Ehe mit Bella, Kriege und Flucht. Die Tiere seines ländlichen Erfahrungshintergrunds, die immer wieder durch die Bilder „schweben“, die Musikinstrumente, die auf dem Kopf stehenden Häuser von Witebsk, die Verschränkung christlicher und jüdischer Motive, und schließlich leuchtend-grelle Farben, Licht und Dunkel – all das wurde aus den Werken optisch hervorgehoben, analysiert und in Chagalls Welt und Erfahrungshintergrund eingebettet.
Das Publikum war durch den Vortrag spürbar gebannt und dankte dem Referenten mit langem und lebhaftem Applaus. red

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