26. Januar 2023

Der Religionskurs der Albert-Einstein-Schule besuchte den Stadionpfarrer im Waldstadion

Radelnde Stars und Fußball-Götter

Der Religionskurs der Albert-Einstein-Schule war zu Besuch in der Stadionkapelle der Deutschen-Bank-Arena. Foto: Kilb

„Mensch, das ist doch der Trapp, da vorne auf dem Fahrrad.“ „Tatsächlich, und da kommt Kolo-Muani.“ Intensiver hätte der Beginn der Exkursion des evangelischen Religionskurses der E1-Phase der Albert-Einstein-Schule zur Stadionkapelle der Deutschen-Bank-Arena und zu Stadionpfarrer Eugen Eckert wohl kaum sein können.

Vor Weihnachten hatte der Kurs eine Unterrichtseinheit zum Thema „Fußball und Religion“ erarbeitet, und nun wollten sich die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Religionslehrer Jochen Kilb von Eugen Eckert schildern lassen, wie eine christliche Kapelle in ein Stadion gelangt und welche Aufgaben ein Stadionpfarrer hat. Die 16 Schüler waren gerade dabei die Haupttribüne des Waldstadions, in der sich die Kapelle befindet, zu betreten. Da kamen ihnen unerwartet die sonst nur aus der Sportschau bekannten Fußball-Vorbilder der Eintracht Frankfurt, die gerade ihre letzte Trainings-Einheit vor dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg beendet hatten, entgegen geradelt.
Die Möglichkeit dieses Besuchs hatte sich ergeben, weil ein Schüler in einem Nebensatz angedeutet hatte, Eugen Eckert sei ein Verwandter von ihm. Dass Eugen Eckert seit 2007 als Stadionpfarrer fungiert, seit einigen Jahren sogar „aus dem Ruhestand heraus“, merkte man unter anderem daran, wie souverän und pädagogisch erfahren er mit der Schülergruppe umging und diese aktiv in seine Ausführungen einband.
Eugen Eckert, selbst früher Kicker beim FSV Frankfurt und im Theologen-UNI-Team der Goethe-Universität, erzählte, wie seine Fußball-Freundschaft zum ehemaligen EKHN-Kirchenpräsidenten Peter Steinacker vor Beginn des Umbaus des Stadions für die WM 2006 dafür sorgte, dass auch daran gedacht wurde, eine Stadionkapelle in die Haupttribüne zu integrieren. Er habe hier schon zahlreiche Kasualien vorgenommen, also Hochzeiten, Konfirmationen und über 200 Taufen. Aber auch zu traurigen Anlässen versammle man sich bisweilen im Stadion. So habe Eugen Eckert im vergangenen Jahr beispielsweise die Trauerfeier des Ex-Präsidenten Rolf Heller unter Anwesenheit aller Eintracht-Spieler durchgeführt, und auch diejenige des wohl größten Eintracht-Idols des 20. Jahrhunderts, Jürgen Grabowski, vor 8.000 mittrauernden Gästen.

In der Stadionkapelle in der Haupttribüne berichtete Stadionpfarrer Eugen Eckert über seinen Tagesablauf und einige Anekdoten. Foto: Kilb


Insgesamt gebe es bundesweit nur vier weitere Stadien mit Kapelle: in Gelsenkirchen, Berlin, Wolfsburg und Leipzig. Eine sechste Kapelle sei eigentlich beim Neubau des Stadions in Mainz geplant gewesen, doch der damalige Bischof, Kardinal Lehmann, selbst bekennender Fußballfan, habe dies abgelehnt mit der Begründung: „Wir haben doch einen Dom, da brauchen wir keine Stadionkapelle“. Katholische Sakramente seien in der Frankfurter Kapelle noch keine erteilt worden, da der Raum in katholischem Sinne keine Kirchweihe erfahren habe.
Auch die musisch-ästhetische Komponente der Kapelle durften die Schüler erfahren, als Eugen Eckert sie aufforderte, zu seiner Begleitung am E-Piano den vertonten Psalm 31 mit ihm zu singen: „Herr, du stells meine Füße auf weiten Raum“.
Der Stadionpfarrer wusste die Jugendlichen mit zahlreichen Anekdoten und Begebenheiten aus 16 Jahren zu fesseln, indem er zum Beispiel Caios Heimweh nach Brasilien schilderte oder einen Ausspruch des ehemaligen Torwarts der Eintracht und überzeugten Christen Dirk Heinen zitierte, der – mittlerweile Schafzüchter in Irland – den Ausspruch geprägt hatte: „Ein Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball“.
Zum Abschluss durften die Jugendlichen dem Stadionpfarrer Fragen stellen und wollten unter anderem wissen, wie eigentlich der Tagesablauf eines Stadionpfarrers aussehe oder wie viele Spieler des aktuellen Kaders die Kapelle regelmäßig nutzten.
Schließlich „outete“ sich noch eine Schülerin des Kurses zur Überraschung aller als Tochter der ehemaligen Eintracht-Legende Thomas Zampach. Dies hätte kaum passender sein können, erscholl doch beim Verlesen dessen Namens durch den Stadionsprecher jedes Mal durch die Zuschauer die Antiphon „Fußballgott“. red

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