In diesem Jahr blickt das Schwalbacher Ehrenmal an der Ecke Eschborner Straße/Bahnstraße auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Sein Bau geht zurück auf die Initiative des Schwalbacher Kriegsversehrten-Vereins.
Der Kriegsversehrten-Verein war der Nachfolger des bis Ende des ersten Weltkriegs existierenden Militär- und Kriegervereins, der während der Französischen Besatzung Schwalbach von 1920 bis 1930 verboten war. Im Juli 1921 befasste sich der Verein erstmals mit dem Bau eines „Gedenksteins für die Gefallenen des ersten Weltkriegs sowie zur Ehrung der Veteranen von 1870/71“. Die hierbei ins Leben gerufene Gedenksteinkommission, in der sich neben Vertretern der Zivil- und Kirchengemeinde auch die Vorstände aller Schwalbacher Vereine befanden, nahm sehr bald die Arbeit auf, sodass am 25. Juli 1922 die Grundsteinlegung erfolgen konnte.
Trotz des bemerkenswert großen Engagements der Schwalbacher Einwohnerschaft gestaltete sich der Bau des Denkmals schwierig. Es war nicht einfach, in den ersten Nachkriegsjahren die benötigten Materialien zu beschaffen. Auch erschwerte die Inflation die Finanzierung der Baukosten erheblich. Hier halfen die vielen von der Gedenksteinkommission organisierten Veranstaltungen, Spendengelder zu erhalten. Auch kostenfrei ausgeführte Arbeiten ersparten Ausgaben.
So zum Beispiel bei den drei Reliefplatten am Denkmal mit den Motiven: „Deutsche Eiche“ mit den Symbolen aller deutschen Staaten, „Fallender Krieger“ sowie „Adler und Sonne“. Sie stammten von dem Schwalbacher Bildhauer Fritz Specht, der die Arbeiten unentgeltlich ausführte.
Die Übergabe der zwei Bronzeplatten hinter dem Ehrenmal mit den Namen aller Kriegsopfer des zweiten Weltkriegs erfolgte erst 1963. Das späte Datum der Übergabe lässt vermuten, dass die Namen gründlich recherchiert wurden und daher als verlässlich gelten. Auf der vierten Seite des Ehrenmals befindet sich auch die zum gleichen Zeitpunkt angebrachte Tafel mit den 46 Namen der im ersten Weltkrieg Gefallenen.
Am 1. Juli 1923 fand in einer von allen Schwalbacher Gesangvereinen gestalteten Feierstunde die Einweihung beziehungsweise Übergabe des Ehrenmals durch den damaligen Landrat Jacobs statt. Die Schwalbacher konnten stolz darauf sein, trotz aller widrigen äußeren Umständen in kurzer Zeit eine würdige Gedenkstätte für ihre Kriegsopfer geschaffen zu haben.
Bis heute dient das Ehrenmal am Volkstrauertag, dem vorletzten Sonntag vor dem ersten Adventssonntag, als Ort für die Gedenkstunde an die Opfer von Krieg und Gewalt. Mit zunehmender zeitlicher Distanz zum Ende der beiden Weltkriege erfährt dieses Gedenken mehr und mehr einen Wandel von einem Tag persönlicher Trauer und Erinnerung hin zu einem Tag mahnenden Gedenkens an die Auswirkungen von Krieg und Gewaltherrschaft in aller Welt. red