23. November 2020

Seit 15 Jahren gibt es das Modell des Familienrats im Main-Taunus-Kreis

„Aus eigener Kraft Konflikte lösen“

Die Selbstheilungskräfte von Familien nutzen: Das ist das Prinzip der Familienräte. Wie Kreisbeigeordneter Johannes Baron mitteilt, wurde dieses Instrument im Main-Taunus-Kreis erstmals vor 15 Jahren angeboten. Inzwischen habe sich das Modell „als wichtiger Beitrag zum Kinderschutz im Kreis etabliert“.

Es flankiere Maßnahmen und Angebote der Jugendhilfe und sei so erfolgreich, dass staatliche Unterstützung häufig nicht mehr benötigt würde. Die Idee des Familienrates stammt ursprünglich aus Neuseeland, wo die Großfamilien der Maori traditionell ihre Entscheidungen in solchen Zirkeln treffen. Im Familienrat sammeln sich Familienmitglieder, Verwandte, Freunde und andere Bezugspersonen, um Lösungen in Krisen zu finden, wenn es etwa um das Wohl eines Kindes geht. Bei der Einführung des Familienrates hat das Jugendamt laut Johannes Baron unter dem damaligen Leiter Gert Nötzel „echte Pionierarbeit im Kreis geleistet“.
Der Familienrat wird zwar vom Jugendamt initiiert, die Familien bestimmen aber selbst Teilnehmer, Ort und Dauer. Sie laden die Mitarbeiter des Amtes ein, ihre wichtigen Bezugspersonen und oft auch Erzieherinnen, Lehrer, Therapeuten. In der anschließenden Phase tagt die Familie alleine und entwickelt ihre Lösung. Am Ende des Prozesses stellt der Familienrat dem Jugendamt seinen Plan vor. Falls die Familie zusätzlich die Unterstützung der Jugendhilfe wünscht, hilft das Jugendamt bei der Umsetzung.
Johannes Baron zufolge finden Familien oft Ergebnisse, ohne dass sie die Unterstützung der Jugendhilfe benötigen: „Dann hat die Hilfe zur Selbsthilfe gewirkt. Es ist immer noch der beste Weg, wenn eine Familie aus eigenem Willen und aus eigener Kraft ihre Konflikte löst.“ Selbst in schwierigen Fällen von Kindeswohlgefährdung könnten Familienräte helfen, erläutert Johannes Baron. In solchen Fällen würden oft familiäre Hilfe und staatliche Hilfsangebote kombiniert. „So leistet der Main-Taunus-Kreis mit dem Familienrat einen wichtigen Beitrag zum Kindesschutz“, erklärt der Kinder- und Jugenddezernent.
Als Beispiel nannte Johannes Baron den Fall junger Eltern, die überfordert mit ihrem Alltag und ihren Kindern waren, so dass sich die Jugendhilfe um sie kümmern musste. Ein Familienrat wurde zusammengerufen, es kamen 15 Teilnehmer. Das Ergebnis: Zum einen wollten sich die Großeltern eine zeitlang verstärkt um die Kinder kümmern und so die Eltern entlasten. Zum anderen holten sich die Eltern pädagogische Unterstützung durch eine sozialpädagogische Familienhilfe, um in Erziehungsfragen dazu lernen zu können. red

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