Der Marktleiter reicht noch zwei Eimer Tulpen in den Kühlwagen: „Für die Tafel. Ist doch Wochenende.“ Sandra Wenzel verdrückt eine Träne. Seit November fährt sie Lebensmittel für die Schwalbacher Tafel und immer wieder erlebt sie so viel Zuneigung. „Die Marktleiter kennen uns, und die Kunden sprechen uns an, weil sie auch etwas spenden wollen.“ Seit langem habe sie keine Arbeit mehr gemacht, die ihr so viel Spaß bereite.
Am Montag, 9. Februar, wird sie beim Info-Treffen für neue Tafel-Helfer um 17 Uhr im Haus der Kirche in Bad Soden dabei sein. Dann gibt die evangelische Familienbildung Informationen über die Schwalbacher Tafel und wie dort Helfer aktiv werden können. Es werden vor allem Fahrer und Beifahrer gesucht. Informationen erhalten aber auch alle, die bei der Vorbereitung der Lebensmittelausgabe helfen wollen oder bei der Ausgabe. Beim Transport geht es nicht nur um die kleinen Kühlbusse, sondern auch um Beifahrer und um einzelne Fahrten, die mit dem eigenen Pkw für die Tafel erledigt werden können.
Sandra Wenzel hat die Tafel eher zufällig kennen gelernt, als sie bei der Gassi-Runde mit ihrer Hündin Naja am Kronberger Hang Brigitte Schneider-Hänel traf. Plötzlich kam das Gespräch auf die Schwalbacher Tafel, bei der Brigitte Schneider-Hänel schon lange sehr aktiv ist. „Das gefiel mir gut, dass die Lebensmittel nicht einfach weggeworfen werden“, meint Sandra Wenzel. Und jetzt sehe sie, wie viel übrig bleibt und verstehe, dass die Planung für die Supermärkte gar nicht so einfach sei. Mal kauften die Kunden mehr, mal weniger.
Die 34-Jährige hatte keine Arbeit und suchte gerade einen Job. „Jetzt habe ich erst mal gesehen wie viele Leute hinter der Tafel stehen, und dass noch mehr nötig sind, um das alles am Laufen zu halten“, resümiert die erste Frau am Steuer der Tafelautos. Heute haben sie und ihr Kollege Claus Gerhard neun Märkte angefahren. An manchen Tagen sind es sogar zwölf.
Weil sie heute ohne Beifahrer unterwegs waren, sind sie mit zwei Autos gefahren, um sich gegenseitig beim Ein- und Ausladen zu helfen. „Ein wenig zupacken muss man schon“, so Sandra Wenzel. Claus Gerhard ist 61 und schon seit drei Jahren dabei. „Wenn ich Fragen habe, kann ich mich an ihn wenden“, meint die 34-jährige Helferin.
Claus Gerhard legt Wert auf die soziale Verantwortung: „Da freuen sich die Leute die ganze Woche drauf.“ Er ist über die Notfallseelsorge zur Tafel gekommen und macht jetzt beides, ist ehrenamtlicher Notfallseelsorger und Tafelfahrer. Bei Sandra Wenzel ist es ein Minijob, Dienstag, Donnerstag und Freitag ab 8 Uhr für zwei bis drei Stunden.
Zunächst werde im Markt vorsortiert. Sie könnten aber nicht alles mitnehmen, „nur das Frische für die Kunden“.
Im Unterschied zu ihr helfen die meisten ehrenamtlich bei der Tafel. Sandra Wenzel weiß, warum: „Wenn man den Kunden in die Augen guckt, dann weiß man, warum man das macht.“ Sie kenne plötzlich ganz viele Leute. Es würde gepackt und geschnackt.
Die Schwalbacher Tafel ist ein Projekt der evangelischen Familienbildung Main-Taunus. Sie ist Mitglied im Bundesverband der Tafeln in Deutschland und versorgt Menschen in Schwalbach, Sulzbach, Eschborn und Bad Soden. Weitere Infos gibt es unter www.tafel-schwalbach.de im Internet. red