9. März 2015

HR versuchte gestern Abend ein bisher völlig unbekanntes Schwerverbrechen zu klären

Gruppenvergewaltigung in Schwalbach

So soll der Haupttäter vor dreieinhalb Jahren ausgesehen haben. Grafik: Polizei.

Im September 2011 ereignete sich auf dem städtischen „Schiffsspielplatz“ eine Gruppenvergewaltigung, die bis heute nicht aufgeklärt wurde. Erst nach fast dreieinhalb Jahren machte die Polizei den Fall öffentlich. In der Sendung „Kriminalreport Hessen“ im HR-Fernsehen wurde er am vergangenen Sonntag gezeigt.

Der Albtraum ereignete sich am 21. September 2011. Eine damals 37-jährige Frau war am frühen Abend auf dem Weg zur Arbeit in Richtung Vereinsheim der Fußballer. Am Marktplatz wurde sie von einem jungen Mann angesprochen, der eine Zigarette wollte. Er verwickelte die Frau in ein Gespräch und gab vor, denselben Weg zu haben wie sie. Als die beiden in der Nähe eines Spielplatzes waren, änderte sich der scheinbar nette junge Mann schlagartig: Er bedrohte sein Opfer und rief per Telefon seine Mittäter hinzu.
Gemeinsam brachten sie die zierliche Frau zum „Schiffsspielplatz“, hievten sie über den Zaun des Geländes, zerrten sie in eine Holzpyramide und vergewaltigten sie mehrfach. Offenbar wurde die Tat auch gefilmt. Insgesamt waren mehrere junge Männer beteiligt. Sie waren zum Tatzeitpunkt zwischen 16 und 19 Jahre alt.
Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen, die am Abend des 21. September 2011 verdächtige Beobachtungen gemacht haben, die vielleicht ein Video gesehen haben, das in der Holzpyramide aufgenommen wurde, oder die möglicherweise aufgeschnappt haben, wie sich einer der Vergewaltiger mit der Tat gebrüstet hat. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Hofheim unter der Telefonnummer 06192/2079-140 entgegen.
Die Tat schockiert die Schwalbacher. Denn bisher hat niemand etwas von dem abscheulichen Verbrechen gewusst. Warum die Polizei das Phantombild nicht längst veröffentlicht hat, erklärt Polizeisprecher Andreas Dicke so: „Es gab am Anfang eine Gruppe von Verdächtigen, so dass wir zum Schutz des Opfers auf eine öffentliche Fahndung verzichtet haben.“ Im Laufe der Zeit habe sich dann jedoch herausgestellt, dass keiner der Verdächtigen als Täter in Frage kommt. Mit der Fernsehfahndung will die Kriminalpolizei nun noch einmal versuchen, den Fall zu klären.
Dennoch gibt es großes Unverständnis über das lange Schweigen der Ermittler. „Eine schreckliche Gewalttat, von der niemand gehört und gelesen hat. Jeder Handtaschendiebstahl, jeder Einbruch schafft es am nächsten Tag in die Zeitung, aber das?“, empört sich zum Beispiel Barbara Blaschek-Bernhardt. Man hätte das Phantombild sofort veröffentlichen und auch an den Marktplatz hängen müssen. Die Grünen-Politikerin spricht von einem „schalen Beigeschmack“ und fragt sich, ob es noch mehr Verbrechen gibt, die unter den Teppich gekehrt wurden. sz

Zu sehen ist der Beitrag von „Kriminalreport Hessen“ in der Mediathek des HR-Fernsehens und hier. sz

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