Das verstehen wahrscheinlich nur Gewerkschafter: Die Schwalbacher Erzieherinnen erhalten deutlich mehr Geld als anderswo und werden wie kaum eine andere Berufsgruppen von den Kommunalpolitikern umsorgt, und trotzdem streiken sie und bringen die betroffenen Eltern beinahe zur Verzweiflung. Ganz klar, es ist ihr gutes Recht. Aber mit der kruden Solidaritäts-Logik findet „ver.di“ bei den Schwalbacher Eltern sicher kein Verständnis.
Überhaupt steckt jenseits der heroischen Arbeiterlieder hinter dem Streik vor allem das höchst kapitalistische Prinzip von Angebot und Nachfrage. Weil die Kinderbetreuung in Deutschland in den vergangenen Jahren massiv und ziemlich planlos ausgebaut wurde, übersteigt die Nachfrage nach Erzieherinnen das Angebot zurzeit sehr, sehr deutlich.
Höhere Preise sind die Folge und daher sollten die kommunalen Arbeitgeber den Erzieherinnen endlich mehr Geld bezahlen. Die zehn Prozent mehr, die „ver.di“ fordert sind nicht übertrieben, sondern marktgerecht. Und auch die Eltern sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass unter den derzeitigen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt der Erzieher wohl auch die Gebühren steigen müssen.
Mit ein bisschen mehr Realitätssinn und ein bisschen weniger Demagogie könnte der Streik in den Kitas schnell zu Ende sein.
26. Mai 2015