9. November 2015

Anwohnergemeinschaft: „Das kann man nicht hinnehmen“

Zweites Eschborner Flüchtlingslager an der Stadtgrenze

Dieses ehemalige Firmengebäude in der Verlängerung der Bahnstraße soll zu einer Sammelunterkunft werden. Foto: ms

Die Stadt Eschborn wird die meisten Flüchtlinge, die der Stadt zugewiesen werden, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Schwalbach unterbringen. Jetzt wurde bekannt, dass in der Limesstraße bis Jahresende ein privater Investor ein ehemaliges Firmengebäude für 132 Asylsuchende umbaut und an den Kreis verpachtet. Dennoch will der Kreis keine 250 Meter davon entfernt „Im Wehlings“ eine weitere Containerunterkunft bauen.

Wie viele Flüchtlinge dort einmal wohnen sollen, steht noch nicht fest. Offiziell sind es noch 96, doch hat der Erste Kreisbeigeordnete Johannes Baron (FDP) angekündigt, dass neue Einrichtungen künftig für „mindestens 200 Personen“ gebaut werden sollen. Zusammen mit den 132 Asylbewerbern aus der Limesstraße würden dann am Ortsende von Schwalbach in unmittelbarer Nähe 332 Flüchtlinge leben.
Entsprechend verärgert sind die Anwohner: „Es kann doch nicht sein, dass Hessens reichste Stadt den weitaus größten Teil seiner Flüchtlinge in die Nachbarstadt abschiebt, statt sie zu integrieren“, sagt Mathias Schlosser, der Sprecher der „Anwohnergemeinschaft Wehlings“.
Diese hat daher Johannes Baron gebeten zu prüfen, ob in Eschborn nicht zuerst das ebenfalls für eine Sammelunterkunft vorgesehene Grundstück in der Sulzbacher Straße bebaut werden sollte. Die Interessengemeinschaft erinnert den Kreis daran, dass er auf das Grundstück „Im Wehlings“ nur zurückgreifen wollte, wenn es keine Alternativen gibt. „Diese Alternativen sind nun eindeutig da“, erklärt Mathias Schlosser.
Die aktuellen Zahlen des Main-Taunus-Kreises weisen für die Stadt Eschborn zum Jahresende einen Unterbringungsrückstand von 112 Personen aus, so dass Eschborn bei optimaler Nutzung der Standorte Limesstraße und Sulzbacher Straße seine Verpflichtungen auch bei weiter steigenden Flüchtlingszahlen zumindest im Jahr 2016 erfüllen kann. „Es ist derzeit einfach nicht nötig, das Grundstück `Im Wehlings´ zu bebauen.“
Die Anwohnergemeinschaft bekräftigt, dass sie eine Bebauung der mittlerweile gerodete Streuobstwiese nach wie vor für rechtlich bedenklich hält. Im Flächennutzungsplan ist das Areal gekennzeichnet mit den Worten „ökologisch bedeutsame Flächennutzung mit Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft“. Außerdem gehört es zum „Vorranggebiet Regionaler Grünzug“ und ist Vorbehaltsgebiet sowohl für „besondere Klimafunktionen“ als auch für „Natur und Landschaft“. Auf so einer Fläche darf nach Überzeugung der Interessengemeinschaft nicht gebaut werden.
Von den Schwalbacher Kommunalpolitikern aller Parteien sowie von Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD) erwarten die Anwohner, dass sie sich ebenfalls dafür einzusetzen, dass der Kreis zunächst einen anderen Standort in Eschborn bebaut. Mathias Schlosser: „Zwei Gemeinschaftsunterkünfte der Nachbarstadt in unmittelbarer Nähe direkt an der Stadtgrenze darf kein verantwortungsbewusster Lokalpolitiker einfach so hinnehmen.“ red

132 Flüchtlinge sollen in das langgestreckte Gebäude einziehen. Foto: ms

132 Flüchtlinge sollen in das langgestreckte Gebäude einziehen. Foto: ms

Ein Gedanke zu „Zweites Eschborner Flüchtlingslager an der Stadtgrenze

  1. Warum werden die alten Häuser der Mode in Eschborn für Flüchtlinge nicht genutzt. Sie enthalten eingerichtete Küchen, mindestens 2 auf einer Etage und Sanitäreinrichtungen. Außerdem können die Stellwände versetzt werden. Somit können kleine oder auch große Wohneinheit erstellt werden. Die Gebäude stehen schon seit Jahren leer. Auch ist das Einkaufzentrum Seerose nicht weit entfernt. Von Eschborner Seite sollte man erst die gegebenen Lokationen unter anderem im Gewerbegebiet Süd zur Flüchtlingsnutzung durchforsten, anstatt immer neue Einrichtungen aufzubauen.

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