Am vergangenen Samstag fand ein weiteres Begegnungscafés der Flüchtlingshilfe Schwalbach im Pfarrsaal der katholischen Gemeinde in der Taunusstraße statt, an dem rund 50 Bürger jeden Alters teilnahmen. Bei Kaffee und Kuchen konnten Schwalbacher die anwesenden Asylbewerber kennenlernen und mehr über ihr Leben und ihre Kultur erfahren.
Die Stimmung bei dem Treffen war gelöst, es bildeten sich kleine Gruppen, in denen sich interessiert unterhalten wurde. Die Gesprächsthemen reichten von schwerwiegenden Schicksalen bis hin zu Smalltalk über den Geschmack des Marmorkuchens. Zu trinken gab es Wasser, Apfelsaft, Tee und Kaffee. Neben Kuchen und Muffins fand man an dem gut gedeckten Buffet unter anderem auch gesundes Obst. Für die jüngeren Besucher des Cafés gab es außerdem eine kleine Spieleecke, in der gemalt, gepuzzelt und mit Bauklötzen gespielt werden konnte.
Aufgrund der unterschiedlich guten Deutschkenntnisse, spielten die englische Sprache und Gestik große Rollen in der gemeinsamen Kommunikation. Ein nützliches Hilfsmittel für die Flüchtlinge war auch das visuelle Wörterbuch, welches mit bunten Bildern für bessere Verständlichkeit sorgt. Die Schwalbacherin Abu-Awad Alia von der Flüchtlingshilfe spricht außerdem Arabisch und hilft seit dem Sommer vergangenen Jahres in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich als Übersetzerin.
Viele Flüchtlinge berichteten von ihrem Schicksal und von ihrem neuen Leben in Deutschland: Herr Zaheda, ein syrischer Familienvater, der seit fünf Monaten in Deutschland und seit einem Monat in Schwalbach im Atrium lebt, meinte, dass er noch keine Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht hat und bedankte sich bei Deutschland. Er arbeitete in Aleppo als Kaufmann und ist mit seinen vier Kindern geflüchtet, nachdem sein Vater getötet und sein Haus von Bomben zerstört worden ist. Sein gesamtes Hab und Gut sei während der Fahrt mit dem Boot im Meer versunken. Seine 14-jährige Tochter Rama nahm auch an dem Treffen teil.
Bei den Gesprächen teilten die Asylanten den Schwalbachern auch kleine Sorgen und Nöte mit. So ist ein frisch verheiratetes syrisches Paar derzeit auf der Suche nach einem Hochzeitskleid, da sie noch keine Hochzeitszeremonie hatten. Ehemann Anmar hat aber noch ein zweites Problem, denn er möchte seine Schwester in Bremen besuchen, aber einerseits ist das Bahnticket teuer und andererseits darf er aufgrund seines Status den Main-Taunus-Kreis nicht verlassen.
Frau Ghenwa ist ganz allein von Aleppo nach Deutschland geflüchtet und dabei einen großen Teil der Strecke gelaufen. Sie hat in ihrer Heimat Wirtschaft studiert und ist nach Deutschland gekommen, um weiter zu studieren, zu arbeiten und Geld an die Familie zu schicken. Diese sie sehr, zumal die Internetverbindung in Aleppo schlecht ist. Frau Ghenwa wünscht sich, ihre Familie nach Deutschland holen zu können. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Susanne Rauscher-Schade meint, dass ihr solche „Einzelfälle von alleinstehenden Frauen nahe gehen“.
Grundsätzlich ist Frau Ghenwa froh in Deutschland zu sein. Sie beklagt sich aber über die schlechte Wohnsituation im Atrium und sagt, sie könne nicht gut lernen, weil es so laut sei und dass sie sich deshalb oft langweile.
Gegen die Langeweile der zurzeit rund 180 Flüchtlinge in Schwalbach organisierte die Flüchtlingshilfe in Zusammenarbeit mit „Procter & Gamble“ schon Ausflüge auf den Feldberg oder zur Saalburg. Das nächste geplante Ausflugsziel ist der Opel-Zoo. „Procter & Gamble“ beteiligt sich allgemein aktiv an der Flüchtlingshilfe in Schwalbach durch Sachspenden, aber auch durch Bewerbungstrainings.
Der junge Flüchtling Skati spielt in seiner Freizeit Schach und macht viel Sport, aber auch er ist gelangweilt. In seinem Zimmer im Atrium lebt neben seiner Familie noch die von Herrn Zaheda, der hofft, dass er, wenn er in Deutschland bleiben darf, eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Nähe von Schwalbach bekommt.
Die nächsten Veranstaltungen der Flüchtlingshilfe sind ein Frauen-Café am Dienstag, 29. März, von 9.30 Uhr bis 12 Uhr und ein Begegnungscafé am Samstag, 2. April, um 15 Uhr. Beide Treffen finden beim marokkanischen Kulturverein in der Frankenstraße 38 statt. Weitere Informationen gibt es unter www.fluechtlingshilfe-schwalbach.de im Internet. Philipp Seitz