Alexander Gauland ist ein echter Medienprofi, der wie kaum ein Zweiter weiß, wie er gezielt Empörung auslöst und in die Schlagzeilen kommt. Und von der Bundeskanzlerin bis zum letzten Hinterbänkler tun ihm alle den Gefallen, das Spiel mitzuspielen. Ich auch.
Beinahe könnte man im aktuellen Fall allerdings glauben, der Mann habe ein bisschen Recht. Denn auch in Schwalbach gibt es Straßen, in denen praktisch alle Anlieger neue Zäune hinter ihren Häusern errichtet haben, nur weil in der Nachbarschaft ein Flüchtlingslager gebaut wird, in das mutmaßliche „Boatengs“ einziehen werden – um im Gauland-Bild zu bleiben.
Doch der AfD-Vize irrt, denn diese Schwalbacher sind allenfalls ein bisschen ängstlich. Rassisten sind sie nicht, denn anders als Gauland machen sie gute Nachbarschaft trotz ihrer neuen Zäune sicher nicht an der Hautfarbe fest.
Unterm Strich hat Alexander Gauland mit seinen Äußerungen also gar nicht Jerome Boateng beleidigt, sondern vor allem Millionen von weltoffenen und liberalen Deutschen.
1. Juni 2016