26. September 2016

Im Atrium müssen Flüchtlinge weiter unter extremen Bedingungen leben

Umzug verzögert sich weiter

Die neue Flüchtlingsunterkunft am Atrium ist fertig und vollständig eingerichtet. Doch einziehen können die Asylbewerber, die nebenan im Atrium hinter Bauzäunen und Plastikplanen hausen, trotzdem nicht. Fotos: Schlosser

Seit fast acht Monaten leben im Atrium am Westring Flüchtlinge unter schwierigen Bedingungen. Ursprünglich sollten sie im Sommer in die neue Unterkunft des Kreises gleich nebenan ziehen. Doch die wird und wird nicht fertig.

Zuletzt sollte die Anlage am heutigen Montag fertig werden. Doch auch daraus wurde nichts. Mitte September gab der Kreis bekannt, dass sich der Bezug des roten Gebäudes weiter verzögert, obwohl es längst fertig und bereits vollständig eingerichtet ist. Ursache ist ein schwerer Planungsfehler, der dazu führt, dass das Gebäude bisher noch nicht an die Fernwärmeversorgung angeschlossen werden konnte. Kreisbeigeordneter Johannes Baron (FDP) hat auf Anfrage der Schwalbacher Flüchtlingshilfe erklärt, dass der Kreis an dem Problem arbeitet und die Unterkunft in sechs Wochen bezogen werden kann.
Zunehmend frustriert sind mittlerweile nicht nur die Asylbewerber, sondern auch die vielen ehrenamtlichen Helfer. „Es ist unhaltbar und unzumutbar, die Menschen erneut hinzuhalten und in der Unterkunft noch weiter wohnen zu lassen“, schreibt Hanne Pöppel von der Schwalbacher Flüchtlingshilfe in einem Schreiben an Johannes Baron.
In der Tat sind die Verhältnisse im Atrium alles andere als akzeptabel. 81 Asylbewerber leben zurzeit in dem Gebäude, das Anfang des Jahres nur notdürftig für Wohnzwecke umgerüstet worden ist. Bauzäune und Plastikplanen teilen einzelne „Zimmer“ ab, Duschen und WCs befinden sich in Containern außerhalb des Gebäudes. Die Menschen müssen auf engstem Raum ohne Privatsphäre leben. Elf weitere Asylbewerber sind immer noch im Mehrzweckraum des Naturbads untergebracht.
In aller Eile hatte die Stadt im Januar die beiden Unterkünfte hergerichtet, weil der Main-Taunus-Kreis kurzfristig Flüchtlinge nach Schwalbach schicken wollte, für die er keine eigenen Räume hatte. Das Ganze sollte nur ein Provisorium für wenige Monate sein, denn nebenan baute der Kreis ja bereits damals an dem neuen Flüchtlingswohnheim.
Verantwortung für die Zustände im Atrium-Gebäude will Johannes Baron trotzdem nicht übernehmen. Er verweist darauf, dass dafür die Stadt Schwalbach zuständig ist. Sobald alle Planungsfehler behoben sind, sollen die Flüchtlinge aber so schnell wie möglich in den Neubau umziehen. Die Schwalbacher Asylbewerber in freien Wohnungen in Einrichtungen in anderen Städten unterzubringen – etwa in Eschborn – ist dagegen nicht geplant. MS

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