14. Oktober 2016

Literaturkreis diskutiert kritisch das Thema: demografischer Wandel

„Der Untergang ist abgesagt“

Am 26. September traf sich der AK Lesekreis Schwalbach wie gewohnt im Raum 5 des Bürgerhauses. Margit Reiser-Schober, Moderatorin der Veranstaltung und Pressesprecherin der Stadt versuchte dieses Mal die „Schreckensgespenster“ rund um das Thema demografischer Wandel aufzudecken.

Kürzlich forderte die SPD in einer Pressemitteilung eine Überarbeitung der 2005 erstmals vorgestellten Studie „Schwalbacher Perspektiven – Altenplan“. Diese Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels in Schwalbach. Da sich die Bevölkerungspopulation in den letzten Jahren im Rhein-Main-Gebiet stark veränderte hat, würde sich auch in Schwalbach ein neues Bild abzeichnen.
Für reichlich Gesprächsstoff in der Literaturgruppe lieferte das 206-seitige im März dieses Jahres erschienene Buch von Thomas Straubhaar: „Der Untergang ist abgesagt. Wider die Mythen des demografischen Wandels“. Wie der Titel ahnen lässt, ist die Grundstimmung des Werkes positiv und entlarvt zehn gängige Ängste als Mythen und Panikmache. Gleich am Anfang widerlegt der Autor den ersten Mythos, der Unumkehrbarkeit des demografischen Wandels.
„Präzise Voraussagen über viele Generationen hinweg sind schlicht unmöglich“, schreibt er. Sie dienen bestenfalls als Denkmodell, was sich im Falle der jüngsten Entwicklungen in Metropolen um Frankfurt herum bestätigte. Er entkräftet weitere Untergangsszenarien mit der Vision einer alten, vergreisenden Gesellschaft und suggeriert den Lesern, dass Deutschland eine aussichtsreiche Zukunft bevorstehe, wenn rechtzeitig soziale, politische und ökonomische Herausforderungen lösungsorientiert in Angriff genommen werden.
Der Fachkräftemangel sei seines Erachtens hausgemacht, durch stärkere Einbindung noch nicht genutzter, leistungsfähiger Potentiale könne auf dem Arbeitsmarkt entgegengewirkt werden. Mehr Frauen, Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund sollen demnach als Erwerbstätige besser eingebunden werden, was eine gesellschaftliche Umstrukturierung und Umdenken in Unternehmen sowie das Hinterfragen eingefahrener Rollenbilder bedeutet. Jobsharing, Management in Teilzeit sind einige seiner vielen Vorschläge. Ein Teilnehmer der Lesegruppe äußerte sich hierzu kritisch, da er aufgrund von fehlender Transparenz in Führungsstrukturen großer Konzerne schleichende Entscheidungsprozesse befürchtet, vor allem da die Eigentümer in zahlreiche Aktionäre gesplittet sind.
Der Autor warnt auch vor der Illusion Zuwanderung sei steuerbar, lediglich die Arbeitsmigration könne gelenkt werden, räumte er ein. Es ist infolgedessen wichtig einen Konsens über deutsche Werte, basierend auf dem Grund- und Gleichstellungsrecht anzustreben und für Chancengleichheit im Bildungssystem für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund aus sozial schwächeren Familien zu sorgen. mu

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