Hinter der „Großen Frau“ ist in den letzten Tagen eine kleine Mauer entstanden, die für viel Aufregung und Verwirrung sorgt. Die Grünen haben bereits einen Antrag gestellt, dass das Bauwerk wieder verschwinden soll.
Stein des Anstoßes ist eine etwa 1,50 Meter hohe und etwa drei bis vier Meter lange Mauer, die sich an die Waldbachbrücke in der Schulstraße anschließt und die offenbar keine Funktion hat. Die Bauarbeiten haben in der vergangenen Woche begonnen, ohne dass in den Gremien der Stadt darüber geredet worden ist.
Das ärgert vor allem die Schwalbacher Grünen. Doch nicht nur sie wundern sich über das kleine Bauwerk. Auch viele Bürger fragen sich, was das Ganze eigentlich soll. „Vielleicht soll das ein Pissoir für die Jugendlichen werden, die sich immer auf dem Platz hinter der alten Schule aufhalten“, sagt ein Spaziergänger im Vorbeigehen und schüttelt mit dem Kopf.
Bürgermeisterin Christiane Augsburger (SPD) erklärt dagegen, dass der Bau des Mäuerchens eng mit dem Verschönerungsverein abgestimmt worden ist, der vor einigen Jahren die „Große Frau“ hat aufstellen lassen. „Wir mussten das Geländer über die Brücke sanieren. Mit der Mauer soll der historische Zustand symbolisiert werden“, erklärt sie. Der Verschönerungsverein begrüße die Maßnahme, da dadurch außerdem die Bronzeskulptur besser zur Geltung komme.
Die Grünen überzeugt das nicht. Stadtverordneter Thomas Nordmeyer schreibt in einer Pressemitteilung: „Sowohl die drei Jahre alten, bereits umgesetzten Pläne für das Gelände um die alte Schule als auch der Altstadtrahmenplan sehen an dieser Stellen Transparenz und Zugänglichkeit des Baches vor. Die Mauern widersprechen dem ausdrücklichen Wunsch, den Bach sichtbar und zugänglich zu machen.“
Seine Fraktion plädiert daher dafür „schnell zu reagieren“ und verlangt in einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung, dass die Bauarbeiten gestoppt werden. Die bereits errichteten Mauern seien zu beseitigen und die bisherige durchlässige Struktur mit einem einfachen Brückengeländern wiederherzustellen. MS
Die Mauer muss weg.
Eine Entgegnung des Verschönerungsvereins zu den populistischen Forderungen des grünen Obergestalters
Bereits bei der Aufstellung der „Großen Frau“ wurde der Künstlerin zugesichert, das Umfeld der Skulptur aufzuwerten. Das „Industriegeländer“ der Brücke sollte ersetzt und durch eine Mauer verlängert werden. Dadurch wird der Blick auf den Bach gelenkt, denn das neue Geländer (übrigens für Radfahrer sicherer) bildet ein „Fenster zum Bach“. Der Eingang zum alten Schulhof wird durch die Mauerecke akzentuiert und macht neugierig und verleitet vielleicht zum Weitergehen. Dann aber kommt die Enttäuschung: anstatt den Bachlauf verweilend erleben zu können, gibt es nur einen geraden Verbindungsweg zur Sauererlenstrasse. Die gestalterische Öffnung zum Bach, die auch der Altstadtrahmenplan anregt, wurde durch ebendiese Mauerkritiker verhindert, als der Schulhof umgebaut wurde. Ein Blick in die damals verworfenen Pläne hätte genügt, um vor Scham rot zu werden. Jedoch sind sie sich ihrer Sünden nicht einmal bewusst diese Billigheimer. Billigkeit ging und geht vor und Schnelligkeit folgt: der Rohbau muss weg! Das Urteil dieser Oberästheten steht fest, bevor die Tat vollbracht. Oder ist es die Angst, dass ein geübtes Auge die Unterlassungen der vorangegangenen Billig-Bauerei erkennt? Der indirekte Aufruf, die Schwalbacher sollten als „Mauerspechte“ öffentliches Eigentum zerstören, bildet den erzieherischen Höhepunkt einer Wutkampagne. Weiter so! Verbietet den Verschönerungsverein, der unser schönes Schwalbach sowieso nur verunstaltet.
Dieter Kunze
Vorsitzender des Verschönerungsvereins