9. Juni 2017

Zwei Lesungen mit Mo Asumang in Schwalbach

Alle Menschen sind gleich

Die Moderatorin und Journalistin Mo Asumang las bei zwei Veranstaltungen in Schwalbach einen Auszug aus ihrem Buch „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“ vor. Foto: mag

Einen Einblick in die rechte Szene und zugleich ein ermutigendes Beispiel, wie man Rassismus begegnen und dadurch eigene Ängste überwinden kann, gab die afrodeutsche Moderatorin und Journalistin Mo Asumang bei zwei Veranstaltungen in Schwalbach.

Nach einer abendlichen Veranstaltung in der Stadtbücherei, traf sie auf gut 200 Schüler der Klassenstufen 9 und 10 der Friedrich-Ebert-Schule sowie von Oberstufenkursen der Albert-Einstein-Schule. Hier las sie zunächst einen Auszug aus ihrem Buch „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“, zeigte dann eine Kurzfassung ihres Dokumentarfilms und stellte sich abschließend den Fragen der Jugendlichen.
Mo Asumang ist in Kassel geboren und aufgewachsen. Der Vater kommt aus Ghana, die Mutter ist Deutsche. Fremdenfeindliche Erlebnisse bis hin zu Morddrohungen waren für sie Anlass, den direkten Kontakt zur Neonazi-Szene und zu Rassisten zu suchen. Sie stellte sich mutig ihrer Angst und besuchte Rassisten, Neo-Nazi-Gruppen und sogar den Ku-Klux-Klan in den USA, was die 45-minütige Kurzfassung des Dokumentarfilms den Schülern eindrücklich zeigte.
Nach dem Film ging die Filmemacherin mit den Jugendlichen ins Gespräch. Auf die Frage, ob sie das Gefühl habe, dass sich die Problematik des Rassismus in den kommenden Jahren ändern werde, nahm sie Bezug auf die aktuelle politische Situation mit Donald Trump in den USA, das Referendum in der Türkei sowie auf die rechtspopulistischen Entwicklungen in Polen und Ungarn. Das Positive daran sei ihren Aussagen zufolge, dass die Menschen wachgerüttelt und ermutigt würden, etwas für den Erhalt der Demokratie zu tun.
Ob sie nicht Angst hatte, sich mit den Neonazis zu treffen, lautete eine andere Frage. In den USA, wo sich ein jeder ein Maschinengewehr kaufen und sogleich mitnehmen könne, habe sie schon Angst gehabt, gab Mo Asumang unumwunden zu. Generell sei diese jedoch gewichen, sobald sie aktiv sein konnte, ins Gespräch kam und in ihrem Gegenüber den konkreten Menschen spüren konnte.
Auf die Frage, ob man Angst haben müsse, dass rechtsextreme Gruppierungen an die Macht kommen, entgegnete sie, man müsse extrem wachsam sein. Wie schnell gegebenenfalls Gesetze geändert, der Justizapparat gelähmt und Meinungs- sowie Pressefreiheit beschnitten werden könnten, habe man beispielsweise in Polen und auch in der Türkei beobachten können.
Die Arbeit am Film und das Aktivwerden hätten ihre Wunden geheilt, sagt die Filmemacherin und kommt auf ihre eigene Biografie zu sprechen: Ihre Großmutter mütterlicherseits, die selbst für die SS tätig war, habe sich vor die Straßenbahn werfen wollen, als sie von ihrer Tochter erfahren hatte, dass sie ein schwarzes Enkelkind bekommen werde. Aber die Liebe zum Baby habe Mo Asumang zufolge auf den ersten Blick das gesamte ideologische Weltbild in sich zusammenbrechen lassen. Veränderungen seien ihrer Ansicht nach also sehr wohl möglich.
In ihren Begegnungen mit Rassisten sei es ihr wichtig, sich nicht in den Hass-Kreislauf hineinziehen zu lassen, sondern die Möglichkeit zu eröffnen, durch das Hinterfragen als Außenstehende, zur Selbstreflexion anzuregen. Sie beeindruckte durch ihren Mut, den sie auf ihrer Reise in mehrfacher Hinsicht bewiesen hat.
Am Ende ihres Dokumentarfilms heißt es: „Ich spüre, meine Reise ist noch nicht zu Ende. Und eins weiß ich sicher: wenn man etwas dazu beitragen möchte, das Problem mit dem Rassismus zu lösen, muss man bereit sein, etwas von der eigenen Kraft abzugeben.“ Das hat Mo Asumang getan und erntete dafür vom Publikum einen begeisterten Applaus sowie großen Respekt.
Wer mehr erfahren möchte: Das Buch „Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis“ kann zum Preis von 4,50 Euro über die Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung unter www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/237714/mo-und-die-arier im Internet bezogen werden. Hier gibt es auch die Originalversion des Films „Mo und die Arier“ zu sehen. red

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