Wie Holzernte im Wald früher ausgesehen hat, demonstrierte das Rückepferd „Idefix” am vergangenen Samstag im Arboretum. Forstwirtschaftsmeister Thilo Rinn zeigte, wie durch ein eingespieltes Tandem von Mensch und Tier auf engstem Raum die gefährlichen Aufgaben der Holzernte und Holzbringung gemeistert werden können.
Aktuell findet zur Bestandspflege im Ahorn-Lindenwald des Arboretums Main-Taunus eine moderate Durchforstung statt. Dazu ist der versierte Forstwirtschaftsmeister Thilo Rinn mit seinem Arbeitspferd „Idefix“ eingesetzt, die die bodenschonende Arbeit im Einer-Gespann durchführen. Diesen seltenen Einblick ließen sich über 50 Interessierte aus Sulzbach, Schwalbach und Eschborn nicht entgehen. Denn diese Form der Waldarbeit ist in Kombination mit ergänzendem Maschineneinsatz unter bestimmten Voraussetzungen auch heute noch gefragt und wirtschaftlich sinnvoll.
„Hotnum”, rief Thilo Rinn, wenn sich „Idefix“ um 180 Grad nach rechts drehen sollte. Und „wistnum” bei einer Halbdrehung linksherum. „Sieben Kommandos muss das Pferd lernen, um gezielte Richtungsanweisungen geben zu können”, berichtete der Fachmann aus Lohra im Kreis Marburg-Biedenkopf, der vor der ersten Rückung, also dem Herausziehen der Stämme aus dem Wald zum Abtransport auf die Waldwege, seine Arbeit und vierbeinigen Helfer vorstellte. „Idefix“ wiegt selbst rund 600 Kilogramm und trägt ein maßgeschneidertes Kummetgeschirr, so der Forstwirtschaftsmeister. Rückepferde müssten rund zwei Jahre ausgebildet und ständig beschäftigt werden, egal ob durch Auslauf, Training oder Einsatz.
Gespannt verfolgten die Besucher die Aktionen, zu denen das Forstamt Königstein eingeladen hatte. So standen dann auch die Fachleute Martin Westenberger und Ralf Heitmann von „HessenForst“ für Auskünfte über die Bestandspflege des Arboretums zur Verfügung. Nur noch eine handvoll Leute in Hessen würden diese sehr anstrengende Arbeit noch machen.
„Höchstens sieben Stunden kann das Pferd am Tag eingesetzt werden”, sagte Thilo Rinn, Pausen mit eingerechnet. Wenn ein Gespann in sechs Stunden 30 Festmeter erzielt, sei das eine gute Leistung, so der Forstwirtschaftsmeister, der seit 35 Jahren diesen harten Job macht. Dazu stehen noch drei weitere Pferde im Stall, die je nach Arbeitsleistung 1,5 Kilogramm Heu und Kraftfutter pro 100 Kilogromm Lebendgewicht bekommen. Alle sechs Wochen müssen die Tiere zum Hufschmied, denn das Horn nutzt sich schnell und stark ab.
Wie kam der 16 Jahre alte Kaltbluthengst zu dem Namen „Idefix”, wollten die Zuschauer wissen, darunter auch Sulzbachs Bürgermeister Elmar Bociek als Vorsitzender des Fördervereins Arboretum. „Laut Eintragung heißt er offiziell Orkan”, verriet Tochter Laura Rinn. Da dessen Erzeuger Obelix heißt, habe sich der Familienrat für „Idefix“ entschieden. Manchmal musste Thilo Rinn, der auch als Arbeitspädagoge tätig ist, „Idefix“ mit mehrmaligem „Vorwärts!” zur Arbeitsaufnahme ermuntern, wenn der 1,58 Meter hohe Westfälische Kaltblüter nicht gleich fix auf die Einsatzkommandos reagierte.
Zur Stärkung der Besucher, die bis 15 Uhr die Vorführungen verfolgten, bot der Förderverein heiße Getränke und Grillwürstchen an. gs