Zum Bürgerentscheid über ein neues Schulkinderhaus am 4. März erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Peter Königshausen. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Ein Anspruch auf Abdruck besteht nicht. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Anschrift und einer Rückruftelefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.
Mit Verwunderung habe ich gelesen, dass behauptet wird, es sei falsch, dass der Magistrat am Erlenborn Wohnungen bauen wolle. Ich bin gegen zusätzliche Wohnbebauung am Erlenborn. Der Magistrat hat aber eine Beschlussvorlage an die Stadtverordneten verabschiedet, mit der die Stadtverordneten aufgefordert werden, konkret ausgearbeitete Wohnungsbaupläne zu beschließen. Diese Vorlage „Schaffung von zusätzlichem Wohnraum auf dem städtischen Grundstück Am Erlenborn 2“ (Nr. 18/M 0046 vom 11.04.20217) ist online im Bürgerinformationssystem der städtischen Homepage abrufbar.
Es stehen zwei Varianten zur Auswahl. Die Kleinere sieht sechs zusätzliche Wohnungen für 1,89 Mio. Euro vor (Anlage I). Schon das ist pro Wohnung zu teuer und lohnt auch kaum an dieser Stelle. Die größere Variante sieht den Neubau von 29 Wohnungen und den gleichzeitigen Abriss der neun bestehenden Wohnungen vor (Anlage II), also ein Plus von 20 Wohnungen. Die Kosten schätzt der Magistrat auf 11,25 Mio. Euro. Und genau hierfür haben SPD und FDP erste Mittel in den Haushalt 2018 eingestellt, und zwar für Planung und Abriss des bestehenden Wohngebäudes als ersten Schritt zur großen und teuren Lösung. Es fehlt nur noch der endgültige Beschluss im Stadtparlament. Die Abstimmung wurde dort auf Druck der BI und der Opposition von CDU und Grünen mehrfach vertagt, aber nur um den Ausgang des Bürgerentscheids abzuwarten.
Wer am Sonntag, 4. März, „Ja zum Schulkinderhaus“ sagt, der verhindert auch diese überzogene und exorbitant teure Wohnbebauung. Wohnungen können „Am Flachsacker“ viel günstiger entstehen. Wohnungen kann die Stadt auch viel günstiger ankaufen. Hierfür gibt es längst Mittel im Haushalt, die bisher nicht abgerufen wurden. Aber das letzte freie Grundstück an der Schule sollte den Schulkindern zu Gute kommen. Peter Königshausen, Schwalbach
Zusätzliches Material:
Schreiben Sie Ihre Meinung zu dem Thema in das graue Feld unten!
Ein Blick auf das Anmeldeformular zur Aufnahme in eines der Schulkinderhäuser offenbart, dass die qualifizierte Betreuung von Grundschulkindern in Schwalbach am Taunus ausgesprochen günstig ist. Die Preise sind für alle Nutzer gleich, bis auf wenige Ausnahmen, in denen das Jugendamt einen Teil der anfallenden Kosten übernimmt, wenn Kriterien in engem Rahmen erfüllt werden. Der Schwalbacher Steuerzahler subventioniert also folglich großzügig nicht etwa ausschließlich die Betreuungskosten für Kinder bedürftiger, alleinerziehender Mütter oder Angestellter im Mindestlohnbereich, was selbstverständlich ist, sondern auch und insbesondere die Betreuungskosten für Kinder von finanzstarken Doppelverdienern.
Das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum Am Erlenborn vor diesem Hintergrund als Steuerverschwendung zu bezeichnen, ist gewagt.
Die Aufgabe einer Gesellschaft ist es ihre schwächsten Mitglieder zu unterstützen, völlig gleich wie hoch die Kosten sein mögen. Das sind Einzelpersonen und Familien, die nicht in der Lage sind, die stetig steigenden Mietpreise vor Ort zahlen zu können.
Sollte der Bürgerentscheid zu Gunsten eines neuen Schulkinderhauses ausfallen, frage ich mich, wie die Stadt gedenkt, als Akt der Gerechtigkeit, all die Familien finanziell derart großzügig zu unterstützen, die die Fremdbetreuung ihrer Kinder durch geförderte Institutionen nicht als einzig seligmachende Lösung betrachten.
Kornelia Volante, Schwalbach