Ein neues Integrationsprojekt ist am vergangenen Freitag an der Friedrich-Ebert-Schule (FES) gestartet worden. In der Schwalbacher Gesamtschule unterstützen nun 19 Schüler aus den Klassen fünf bis neun als Integrationslotsen neue Mitschüler mit Migrationshintergrund.
Für die FES-Pädagogin Claudia König und ihre Kollegen Timur Kumlu und Elisa Werner ist das ein Pilotprojekt mit Zukunftsaussichten. 13 Schüler der FES sind bereits komplett in die Regelklassen integriert. 22 Schüler lernen noch in zwei Intensivklassen Deutsch, bevor sie irgendwann ebenfalls die normalen Klassen besuchen sollen. Ziel des Projekts ist es, die Schüler der Intensivklassen besser zu integrieren, so Claudia König. Für sie ist es wichtig, dass sich die Schüler untereinander austauschen können. Sie und ihre Kollegen sind für das Projekt ebenso vorübergehend vom Unterricht befreit wie auch die Schüler, die sich als Integrationslotsen engagieren.
Bereits zu Beginn hatten viele Schüler Interesse an dem Projekt geäußert, sind dann aber wegen des damit verbundenen Stresses wieder abgesprungen. Vorbereitet wurden die 19 verbliebenen Schüler vergangene Woche in einem Seminar in Bad Homburg, in welchem die Aufgaben, die Problemstellungen und die Bedeutung der Integrationslotsen näher gebracht wurden. Die Integrationslotsen sollen ein Zertifikat bekommen, wenn sie das Projekt abschließen.
Achim Lürtzener vom Jugendbildungswerk Schwalbach ist von der Idee begeistert. Die Schule hatte bei der Stadt angefragt, ob eine Unterstützung des Projekts möglich ist und die Stadt stimmte dem zu. So betreute er am Freitag die gemeinsamen Kennlernspiele zwischen den Intensivklassen und den Integrationslotsen und begleitet zusammen mit den Lehrern den gemeinsamen Kochkurs.
Lehrer Timur Kumlu sieht in dem Projekt gesellschaftliche Ansätze: „Die Gesellschaft verändert sich und muss für das Thema sensibilisiert werden.“ Durch dieses Projekt würden sich die Kinder bereits früher mit dem Thema Kulturen beschäftigen. Er hofft wie seine Kollegen, dass sich die Intensivklassen durch das Projekt besser in die Regelklassen integrieren lassen.
Nach dem gemeinsamen Kennenlernen bereiteten sich die knapp 40 Schüler auf das gemeinsame Kochen vor. Die Intensivschüler zeigten den Integrationslotsen Gerichte aus ihrer Heimat und leiteten sie an, die Gerichte zuzubereiten. Es wurde geschnitten, gebrutzelt und gebacken und kurze Zeit später war die Schulküche der Friedrich-Ebert-Schule mit verschiedenen Gerichten und Gerüchen aus der ganzen Welt ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen.
Für viele Schüler ist das Projekt eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und neue Kontakte zu knüpfen. Der 13-jährige Johannes ist über die neue Erfahrung sehr froh: „Ich kann den Schülern aus dem Ausland helfen, sich hier zurechtzufinden. Gleichzeitig lerne ich noch etwas über andere Kulturen und mache neue Erfahrungen.“ Sein Lächeln verrät, dass die Stimmung unter den rund 40 Schülern positiv ist.
Für die 15-jährige Lucia fördert das Projekt den kulturellen Austausch untereinander und macht deutlich, dass die Toleranz und das gemeinsame Miteinander an der FES gelebt werden. „Bereits beim Seminar war die Stimmung unter den Integrationslotsen gut, die Kommunikation hat funktioniert und die Chemie hat einfach gepasst“, so Lucia. Sprachliche Barrieren nimmt sie nicht mehr wahr. Viele Schüler der Intensivklassen sprechen bereits gutes bis sehr gutes Deutsch und haben sich gut eingegliedert. In den Pausen seien die meisten noch schüchtern, aber dies lege sich nach und nach, meint sie. Vom Projekt ist sie begeistert, auch wenn sie dafür den Unterrichtsstoff nacharbeiten müsse, was so kurz vor ihrer Prüfung gar nicht so einfach sei. „Das ist es mir aber wert“, erklärt sie augenzwinkernd.
Nach Abschluss des gemeinsamen Kochens kamen die Beteiligten zum Essen der zubereiteten Speisen zusammen. Die verschiedenen Gerichte wie Börek, Kebab, Humus und Polenta wurden vorgestellt und gemeinsam gegessen und die Schüler plauderten untereinander über die gesammelten Erfahrungen und festigten ihre neuen Bekanntschaften. Am Ende des Tages wurde an der FES deutlich: Integration geht auch durch den Magen. Felix Leyendecker