19. März 2018

Gruppenvergewaltigung am "Schiffspielplatz" seit Freitag vor Gericht

Fünf junge Männer angeklagt – Update

2011 wurde der „Schiffspielplatz“ Schauplatz einer schweren Gruppenvergewaltigung. Sechseinhalb Jahre später ist nun eine Verurteilung der Täter in Sicht. Zum Prozessauftakt am vergangenen Freitag zeigten sich die Angeklagten, die zum Teil aus Schwalbach stammen, uneinsichtig.

Am 21. September 2011 ging das 38-jährige Opfer um etwa 20 Uhr über den Marktplatz, als ein junger Mann sie nach einer Zigarette fragte. Er verwickelte sie in ein Gespräch und begleitete sie ein Stück auf ihrem Weg zur Arbeit im Vereinsheim der Fußballer. Schon kurze Zeit später drückte er ihr aber plötzlich einen scharfen Gegenstand in den Rücken und holte per Telefon vier weitere Jugendliche hinzu. Nachdem die fünf damals 15- bis 18-jährigen die Frau gedrängt hatten, über den Zaun des „Schiffspielplatzes“ zu klettern, vergewaltigten drei von ihnen sie in der dortigen Holzpyramide mehrfach. Sie nahmen die Tat laut Anklage per Video auf und entwendeten ihr im Anschluss einen mp3-Player.
Die Nachricht von der Gruppenvergewaltigung erreichte erst dreieinhalb Jahre später im März 2015 die Öffentlichkeit, als der „Kriminalreport“, eine Sendung des HR-Fernsehens, den Vorfall aufgriff. Damit einher ging eine öffentliche Fahndung mit einem Phantombild. Viele Schwalbacher waren entsetzt, dass die Straftat so lange verdeckt gehalten worden war.
Auch aus der Politik kamen kritische Stimmen. Außer der Stadtverwaltung, Mitarbeitern der Jugendpflege und der Bürgermeisterin wusste kaum jemand  von der Tat. Nicht einmal im Präventionsrat wurde der Fall besprochen. Auf eine Anfrage von CDU und Grünen antwortete Christiane Augsburger im Jahr 2015, die Polizei habe damals „um Diskretion gebeten.“
Die Wende in den Ermittlungen kam im vergangenen Jahr. Durch Zufall stellte die Polizei bei einer Ermittlung wegen eines Diebstahls eine Übereinstimmung mit der DNA vom Tatort der Vergewaltigung fest. Von dem Einzelfall wurde auf die fünf nun Angeklagten Mehmet K., Filippo D.S., Christopher D., Efekan K. und Selim G. geschlossen. Einer von ihnen soll zu den Schwalbachern gehören, die auch schon in Vorfälle am Marktplatz verwickelt waren.
Am vergangenen Freitag saßen die heute 21 bis 24 Jahre alten Männer den Juristen beim ersten Verhandlungstermin mit unbeteiligter Mine und in scheinbar selbstbewussten Posen gegenüber, ließen jedoch ihre Anwälte sprechen. Vor der Öffentlichkeit und den zahlreichen Fotografen und Kameramännern versteckten drei von ihnen sich hinter Ordnern und Kapuzenjacken.
Das Opfer, das als Nebenklägerin auftritt, bot an, sich mit einer Bewährungsstrafe für die Täter abzufinden, wenn diese ein Geständnis ablegen würden und sie so nicht aussagen müsse. Die Angeklagten bestreiten allerdings bisher die Tat. Daher wird die auch sieben Jahre nach der Tat noch immer psychisch stark belastete Frau voraussichtlich am 4. April aussagen müssen.
Für den Prozess hat das Landgericht Frankfurt sechs weitere Termine angesetzt. Das Urteil soll Anfang Juni fallen. jr

 

 

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