Auch wenn man nach dem Mexiko-Spiel die schwarz-rot-goldenen Haarbänder, Armreifen, Trinkhalme, Unterhosen und Autofähnchen fast schon wieder wegpacken möchte, stellt sich im Zusammenhang mit einer Fußball-WM immer wieder schnell die Frage nach Patriotismus und dem, was eigentlich deutsch ist.
Die Limesstadt hat eher den Ruf eines Multi-Kulti-Viertels und am vergangenen Freitagnachmittag war die Mischung besonders gut spürbar. Am Gemüsestand wartete eine Frau mit Kopftuch, dunkelhaarige Kinder kickten rund um den Brunnen und auf dem Vordach des „Bunten Riesens“ hampelte ein Rapper wie ein Derwisch für sein neues Video, während unten ein ganzer Trupp von Komparsen und Helfern zuschaute – fast alle mit Migrationshintergrund, laut und ein bisschen furchterregend, wie es sich für Rap-Videos gehört. Derweil brachte der indische Wirt der Bierstube Getränke auf die Terrasse und aus dem Hochhaus trat eine traditionell gewandete muslimische Familie auf dem Weg zum ersten Freitagsgebet nach dem Ramadan.
An schwarz-rot-gold denkt man da nicht sofort. Doch der Mann im Dischdasch hielt seiner Frau die Tür auf, der Inder füllte Apfelwein in die Gläser und der Rapper und seine Gang wiederholten ihr Tänzchen so lange, bis die teure Drohne alles wirklich perfekt gefilmt hatte. Das Kind am Brunnen jubelte in einem Müller-Trikot und die Frau unterm Kopftuch fragte nach „Ebbeln“ – typisch deutsch eben.
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