25. Juni 2018

Richard David Precht beeindruckte bei seinem Vortrag bei den „Schwalbacher Gesprächen“

Ein lässig-souveräner Auftritt

Konzentriert lauschten die rund 300 Zuhörer im Auditorium von „Procter & Gamble“ dem Philosophen Richard David Precht. Foto: Schlosser

Mit Richard David Precht war am Freitag der wohl bekannteste lebende Philosoph Deutschlands in Schwalbach zu Gast. Bei den „Schwalbacher Gesprächen“ referierte er bei „Procter & Gamble“ (P&G) über Europa. Bericht mit Video

Warum der 53-Jährige so erfolgreich ist, erkannten die rund 300 Gäste – darunter zahlreiche Vertreter aus Vereinen, Schulen und der Schwalbacher Kommunalpolitik – sehr schnell: Als Philosoph schlägt Richard David Precht aus der Art, denn er hat die Gabe, komplizierte Dinge einfach zu erklären. Mit sanfter Stimme trug er im Auditorium von P&G vor, warum die Welt so ist, wie sie ist, und warum sie sich in den nächsten Jahren dramatisch verändern wird.
Nach Auffassung von Richard David Precht wird die Digitalisierung eine ähnlich große Auswirkung auf die Menschen haben wie industrielle Revolution im 19. Jahrhundert. Die heute selbstverständliche Fixierung auf die Erwerbsarbeit werde zurückgedrängt und eine neue Gesellschaft entstehen. Bis dahin müssten aber noch einige Untiefen überwunden werden und dies sei eigentlich nur im europäischen Maßstab zu schaffen.

Auch am Freitag paarte sich bei Richard David Precht intellektuelle Brillanz mit einer beeindruckenden Belesenheit und einem großen Geschichtsverständnis. Sanft, charmant und immer sehr unterhaltsam verstand es Deutschlands Vordenker Nummer ein, seine Gedanken so klar zu formulieren, dass Widerspruch kaum möglich war. Dabei kritisierte er deutlich, dass Menschen heute vor allem als User und Konsumenten wahrgenommen werden – eine mutige Aussage, wenn man auf Einladung des weltweit größten Konsumgüterherstellers in dessen Deutschlandzentrale spricht.
Nach seinem Vortrag beantwortet Richard David Precht in einer überaus interessanten Publikumsrunde noch zahlreiche Fragen der Zuhörer, wobei nicht jeder Fragesteller die Gabe des Referenten mitbrachte, Kompliziertes einfach auszudrücken.
Etwas schade war, dass der Honorarprofessor der Universität Lüneburg direkt nach seinem Auftritt zurück zum Flughafen musste. Denn beim anschließenden Buffet im Foyer des Auditoriums und im Garten von P&G wurden seine Thesen und vor allem der lässig-souveräne Auftritt noch lange diskutiert. MS

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