In der Nacht zum Montag vergangener Woche zündeten Unbekannte in der Avrilléstraße ein Auto an. Dabei hätte um ein Haar Schlimmeres passieren können.
Wer in den vergangenen Wochen das Auto und zahlreiche Mülltonnen in Brand gesteckt hat, ist nach wie vor unbekannt. Mit Kashaf Mahmood haben die mutmaßlich jugendlichen Brandstifter aber mit Sicherheit den Falschen getroffen. Der 32-jährige Pakistaner ist auch mehrere Tage nach dem Brandanschlag auf seinen 13 Jahre alten Renault Scenic noch schockiert. 2011 war er mit seiner Familie aus Pakistan nach Deutschland geflohen, nachdem Taliban in seiner Moschee in Lahore eine Bombe gezündet und 100 Menschen in den Tod gerissen hatten. Der dreifache Familienvater, der seit einigen Jahren am Marktplatz wohnt, gehört der religiösen Minderheit der Ahmadiyya-Muslime an, die von vielen anderen Muslimen als Ungläubige angesehen werden. „Zu Hause hatten wir immer Angst vor Anschlägen. Das war schrecklich“, erinnert sich Kashaf Mahmood. „Das wollte ich nie wieder erleben.“
In Deutschland fühlte er sich sicher – bis zum vergangenen Montag. Als sein Auto brannte, kamen die schlimmen Erlebnisse aus Pakistan sofort wieder hoch. „Jetzt sind die Ängste und die Schockzustände alle wieder da“, sagt der 32-Jährige.
Zu den psychischen Belastungen durch den Brandanschlag kommen finanzielle. Kashaf Mahmood, der seit vielen Jahren in Schwalbach und Frankfurt Taxi fährt, hat lange für den Gebrauchtwagen gespart, den er sich 2015 endlich leisten konnte. Jetzt verbrannte die Arbeit vieler Monate innerhalb weniger Minuten. Die Versicherung übernimmt den Schaden nicht, denn bei Schäden durch Vandalismus zahlt nur eine Vollkaskoversicherung, die für einen älteren Gebrauchtwagen aber nicht üblich ist. „Ich weiß nicht, wie ich ein neues Auto bezahlen soll und mit drei Kindern ist man eigentlich auf ein Auto angewiesen“, erklärt er. Wer die Familie Mahmood unterstützen möchte, kann eine Spende mit dem Stichwort „Mahmood“ auf das Konto der Schwalbacher Zeitung mit der IBAN DE96501900006000630541 überweisen.
Um ein Haar wäre Kashaf Mahmood bei dem Feuer auch noch zu Schaden gekommen. Denn in den Tagen vor dem Brand hatte er häufiger genau zur Tatzeit in seinem Auto in der Avrilléstraße geschlafen. „Ich habe das manchmal gemacht, wenn ich vom Nachtdienst zurückkam, um meine Frau nicht mitten in der Nacht zu stören“, berichtet er. In Zukunft will er das nicht mehr tun.
Grundsätzlich hofft der gelernte Goldschmied, der aus einer angesehenen Familie in Lahore stammt, dass es in Schwalbach wieder sicherer wird. „Deutschland ist bezüglich der Sicherheit eigentlich ein Paradies. Wer erlebt hat, was wir erlebt haben, der weiß, dass man unbedingt dafür kämpfen muss, damit es so bleibt.“ MS
Lesen Sie dazu auch den Beitrag „Zündler in der Avrilléstraße“ und schreiben Sie Ihre Meinung in das graue Feld unten!