Mit einer eigenen Arbeitsgruppe will die Polizei der Brandserie in Schwalbach Herr werden. Am vergangenen Freitag stellte das Polizeipräsidium die „Besondere Aufbauorganisation (BAO) Schwalbach“ vor, die die mittlerweile mehr als 30 Brandstiftungen seit Mai aufklären soll.
Die bisher unbekannten Täter haben mittlerweile einen Sachschaden in Höhe von mehreren zehntausend Euro angerichtet. Um nicht erkannt oder festgenommen zu werden, nutzen die Täter den Schutz der Dunkelheit und begehen ihre Taten überwiegend in den frühen Morgenstunden. Bei den Bränden ist bisher keine Person zu Schaden gekommen. Betrachtet man sich jedoch Einzelfälle aus der Serie, so ist festzustellen, dass die Täter teilweise hohe Sachschäden in Kauf nehmen.
So entstand beispielsweise am 27. August ein Schaden in Höhe von rund 10.000 Euro bei einer Brandstiftung auf dem Gelände der Friedrich-Ebert-Schule. Ermittlungen zufolge wurde dort eine Großraummülltonne in Brand gesteckt und vorsätzlich an die Fassade geschoben, wodurch das Feuer auf das Gebäude übergriff. Zu den außerordentlichen Taten zählen unter anderen zwei vorsätzliche Brandstiftungen am 30. Juli in der Avrillestraße und am 25. September in der Wilhelm-Leuschner-Straße, bei denen jeweils ein geparkter Pkw in Flammen aufging.
Insgesamt registrierte die „BAO Schwalbach“ seit Mai 32 Sachbeschädigungsdelikte und Brandstiftungen, bei denen überwiegend Großraummülltonnen in Brand gesteckt wurden. Die kriminalistische Erfahrung zeigt, dass gerade Brandserien dazu geeignet sind, das Sicherheitsempfinden Bewohner einer Stadt empfindlich zu beeinflussen. Die Menschen hätten schlichtweg Angst, Opfer eines Branddeliktes zu werden.
Die Ermittler der Polizei wissen jedoch auch, dass Brandserien ihre eigenen Gesetze haben. Die Täter hinterlassen so gut wie keine Spuren und eine Brandlegung ist innerhalb von wenigen Sekunden abgeschlossen. Darüber hinaus kommen gerade in der Serie in Schwalbach möglicherweise unterschiedliche Personen oder auch Personengruppen für die Brandlegungen in Betracht. Motive für die Taten könnten Frustration, Langeweile, Pyromanie oder übersteigertes Geltungsbedürfnis sein.
Zu der Komplexität der Ermittlungen kommt nach Angaben der Polizei die „bauliche Situation in Schwalbach“. Die Polizei geht davon aus, dass sich der oder die Täter in ihrem Gebiet bestens auskennen und damit Fluchtwege und Versteckmöglichkeiten in dem verwinkelten Gebiet nutzen, um sich von einem Tatort zu entfernen oder zu verbergen.
Zu einer Täterermittlung oder einer Festnahme kam es bisher nicht. Die Polizeidirektion Main-Taunus hat eine eigene Arbeitsgruppe mit den Ermittlungen betraut. Darüber hinaus kamen in den vergangenen Wochen zur Nachtzeit regelmäßig zahlreiche Beamte in zivil und in Uniform zum Einsatz, um das Entdeckungsrisiko für die Täter zu erhöhen.
Die deutlich erhöhte Präsenz von Polizeikräften führte damit automatisch zu einer Zunahme von Personen- und Fahrzeugkontrollen. In diesem Zusammenhang kam es zu Vorfällen, bei denen Einsatzfahrzeuge der Polizei sowie Polizisten und Ordnungsamtsmitarbeiter mit Eiern und Steinen beworfen wurden.
Das Polizeipräsidium Westhessen wird zukünftig die Präsenz von offen und verdeckt agierenden Einsatzkräften beibehalten, um so den Fahndungs- und Entdeckungsdruck für die Täter hoch zu halten. Parallel dazu gehen die Ermittler der „BAO Schwalbach“ jeder Spur nach, um Tatverdächtige zu identifizieren. In diesem Zusammenhang spielen Zeugenaussagen eine besondere Rolle. Daher wird auch in jedem neuen Fall eine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet, um zum einen die Bevölkerung zu sensibilisieren und zum anderen dazu anzuregen, bei verdächtigen Beobachtungen unmittelbar die Polizei zu verständigen. Hinweisgeber werden gebeten, sich unmittelbar an die Polizeistation in Hofheim unter der Telefonnummer 06192/2079-0 zu wenden.
Das Ziel aller Maßnahmen ist es, der Brandserie ein Ende zu setzen, Täter zu ermitteln und festzunehmen und das Sicherheitsgefühl der Bürger wiederherzustellen. Daher wird die Polizeidirektion Main-Taunus in Schwalbach auch von Einsatzkräften aus dem gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Westhessen unterstützt. red