17. Oktober 2018

Leserbrief

„Die Hand in Frieden reichen“

Zum Kommentar „Mehr Druck, mehr Ärger“ in der Ausgabe vom 26. September erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Alida Dethmers. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.

Ich muss Herrn Schlosser Recht geben: Mehr Druck, mehr Ärger. Schwalbach galt schon einmal als Klein-Chicago, wegen dem Verhalten von asozialen deutschen Jugendlichen. Man hätte wissen müssen, das Migranten-Jugendliche mehr vorbelastet sind aufgrund von Diskriminierung und Ausgrenzung. In der Phase der Adoleszenz sind diese Jugendlichen auf der Suche nach Identität, aber sie fühlen sich heimatlos, denn sie wissen, dass viele Deutsche sie nicht akzeptieren. In ihrer Einsamkeit versuchen manche dieser Jugendlichen ein geachteter Held zu werden, indem sie straffällig werden. Heutzutage geht das aufgrund der sozialen Medien sehr schnell. Durch die Strafverfolgung werden die Jugendlichen auch zu Opfern und damit Teil der Gesellschaft, die sie abgelehnt hat.
Bereits im vergangenen Jahr berichteten mir einige Schwalbacher Jugendliche, dass sie sich von der Polizei sehr grob behandelt fühlten, obwohl sie unschuldig waren. Ich weiß aus Erfahrung, wie empfindlich man ist, wenn man schon mehrfach diskriminiert wurde. Vor einigen Monaten wurde sogar eine Migrantin, die ihren Sohn von der Polizeistation abholen wollte, weil er erwiesenermaßen unschuldig war, selbst festgenommen und einer Leibesvisitation unterzogen wurde. Ich habe vor Jahren im Rahmen einer Fortbildung zwei volle Tage in einem Jugendgefängnis verbracht, was eine sehr unangenehme Erfahrung war.
Wir haben in Schwalbach im Bereich Jugendarbeit leider keine interkulturellen Teams, obwohl schon vor Jahren dafür plädiert wurde. Wir haben ebenso wenig eine hochqualitative frühkindliche Erziehung, die Delinquenz in der Pubertät verhindern kann. All diese Maßnahmen würden weit weniger kosten, als die Videoüberwachung und unzählige Polizeieinsätze.
Wir sind alle Schwalbacher, lasst uns einander die Hand in Frieden reichen, uns in unserem Bürgerhaus versammeln und uns mit den entsprechend geschulten Experten aus Frankfurt an einen runden Tisch setzen und uns von ihnen beraten lassen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Alida Dethmers,
Schwalbach

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