Zum Leserbrief „Vor der Wirkung steht die Ursache“ in der Ausgabe vom 21. November erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Jürgen Michaelis. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer (beides nicht zur Veröffentlichung) an info@schwalbacher-zeitung.de.
Sehr belustigt haben mich die Ausführungen von Herrn Ochs in der Ausgabe von letztem Mittwoch. Geschickt spannt Herr Ochs dabei den Bogen zwischen ein paar brennenden Mülltonnen zu dem Prager Fenstersturz und (wie jeder sofort begreift) Gavrilo Princip. Wenige verstehen es so gut wie Herr Ochs, das eigene Leben in einen so breiten geschichtlichen Zusammenhang zu heben.
Die Frage, ob der letztere Abschnitt von dem Autor als sanfte Drohung zu verstehen ist, sei den Literaturwissenschaftlern späterer Generationen überlassen. Klar, der Meister der Lyrik höchstpersönlich fühlt sich in Gefahr; sein „ziviler Geduldsfaden” neigt sich langsam dem Ende zu. Die Ursache dieser „Angst” liegt vielleicht eher in einer unterdrückten Xenophobie (vermutet) von Herrn Ochs als einer wirren Verkettung von „Ich”, „Über-Ich” (Ochs), „Sein” und „Eigentlichkeit” (Heidegger). Nur so lässt sich dieser komplette Verlust des Verhältnismäßigkeitsgefühls erklären.
Wie jede Stadt hat Schwalbach seine Hotspots, aber hier herrscht keine Anarchie, unsere Stadt ist nicht dem Untergang nah. Auch von einem Bürgerkrieg sind wir (meiner Einschätzung zufolge) noch verhältnismäßig weit entfernt. „Rom wurde nicht an einem Tag gebaut“ und es werden noch einige Geduldsproben auf unsere Gemeinde warten. Ihnen sind mit Vernunft und Besonnenheit zu begegnen. Einigen regelmäßigen Korrespondenten der Schwalbacher Zeitung würde ich aus diesem Grund erstmal ein Entspannungsbad empfehlen. Jürgen Michaelis, Schwalbach