Mit dem Projekt „Holocaust-Gedenken” beschäftigten sich Schüler der zehnten Klassen der Mendelssohn-Bartholdy-Schule (MBS) einen ganzen Vormittag. In den drei Arbeitsgruppen „Täter”, „Opfer” und „Konzentrationslager” setzten sie sich mit den Gräueltaten der Nazis auseinander.
Draußen fielen dicke Schneeflocken und hüllten den Eichwald in winterliches Weiß. Alles war still. Auch in der Aula der MBS, die auch von vielen Schwalbacher Schülern besucht wird, war kein Laut zu hören, während 25 Schüler ungläubig historische Aufnahmen aus nationalistischen Konzentrationslagern betrachteten. Die Schüler der Abschlussklassen konnten einfach nicht glauben, dass solche Gräueltaten in Deutschland geschehen sind.
Zum 74. Mal jährte sich am 27. Januar die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die russische Armee und die MBS nahm diesen Jahrestag zum Anlass, Schüler aus den zehnten Klassen zu einem Projekttag einzuladen. „Dieser Tag passt in das Konzept der Gesamtschule, die den jungen Menschen ein Geschichtsbewusstsein zu vermitteln versucht, um sie in ihrer Entwicklung zu mündigen Erwachsenen zu unterstützen”, begründete Lehrerin Regina Trumm-Bromm, die Deutsch und Religion in den oberen Klassen unterrichtet, auch den bewusst ausgewählten Gedenktag des Projektes.
Grundlage des Projekttages bildete eine filmische Dokumentation, die das Leben, das Leiden und das Sterben von fünf Menschen im Konzentrationslager Auschwitz exemplarisch darstellt. „Ich glaube, dass es die Dolmetscher nicht leicht hatten, diese schlimmen Taten richtig zu übersetzen”, meinte eine Schülerin. An den Film schlossen sich die drei Workshops „Täter“, „Opfer“ und „Konzentrationslager “ an, bei denen sich die jungen Leute je nach persönlichem Interesse entweder mit den Lagern, mit den verschiedenen Opfergruppen und auch mit der Gruppe der Täter auseinandersetzen konnten.
Die Fülle der historischen Bild- und Textquellen nutzten die Schüler, sich inhaltlich sehr engagiert in die aussagekräftigen Szenen der Täter oder Opfer hineinzuversetzen und präsentierten am Ende ihre Ergebnisse. „Ich fand es gut, dass genügend Zeit war, so dass ich an allen drei Gruppen mitmachen konnte”, berichtete ein Schüler. Eingeladen hatte erneut Lehrerin Regina Trumm-Bromm, die in diesem Jahr von ihrem Kollegen Florian Selzer unterstützt wurde. Beide entwickeln zurzeit ein neues Konzept zur Erinnerungskultur an der MBS. red/gs