Der Frauentreff war am Montagabend vergangener Woche dicht besetzt, denn wissbegierige Frauen wollten erfahren, wie ein Matriarchat im Süden Chinas „funktioniert“. Der lebendige und sehr aufschlussreiche Dokumentarfilm war mit etwa 30 Besucherinnen, auch aus dem Umland, bestens besucht.
Der große Unterschied zu unseren westlichen Gesellschaftsformen ist das Leben im „mütterlichen Klan“ und nicht in einer auf Ehe basierenden Familie. Alle Kinder und Kindeskinder, ob Mädchen oder Junge leben in diesem Klan der Großmutter, gleichberechtigt, kameradschaftlich und sehr fröhlich. Die Selbstversorgergemeinschaft bestreitet die gesamte Feld-und Hausarbeit mit Viehwirtschaft gemeinsam.
Die nachbarschaftliche Hilfe unter den Klans ist selbstverständlich und ohne Entgelt. Auf gemeinsamen Feiern und Festen, wie beispielsweise zur Erntezeit lernen sich die jungen Leute kennen. So kommt es zu Liebschaften mit den Nachbarn, aber sie verheiraten sich nicht.
Wenn eine Frau schwanger ist und ein Kind bekommt, wird sie von ihrem Klan umsorgt. Besonders die Frauen geben ihr Wissen der jungen Mutter weiter. Der Vater verbleibt in seinem Klan, aber die Liebes-Beziehung wird durch Besuche gepflegt. Dadurch entstehen keine gegenseitigen Besitzansprüche unter dem Paar und keine Eifersucht. Jeder ist geborgen in seinem Klan. Es gibt keine häusliche Gewalt.
So berichteten die beiden Filmemacherinnen, Uschi Madeisky und Dagmar Margotsdotter, des Dokumentarfilms „Wo die freien Frauen wohnen“ im Anschluss an den Film. In dem gefilmten Klan, den die Filmemacherinnen sechs Wochen lang begleiteten, herrschte tatsächlich sehr viel Harmonie. Ebenso war auch gegenseitige Achtung und Unterstützung zu erleben, getragen von einer meist fröhlichen, teils ausgelassenen Stimmung.
Es wurde ein Matriarchat der „Mosou“ im Süden Chinas vorgestellt, die einen eigenen See, Felder und einen Berg besitzen, gemeinsam mit anderen Klans. Männer und Frauen machen weitgehend die gleiche Arbeit. Manche Mitglieder des Klans gehen auch außerhalb im städtischen Bereich arbeiten oder machen eine Ausbildung. Meistens kehren sie nach einigen Jahren wieder zurück, manche bleiben Wanderarbeiter.
Geld spielt im Klan untereinander keine Rolle, denn alles wird gemeinsam verwaltet, zum Beispiel für Kleidung, technische Geräte, Fahrzeuge, Elekro-Roller, die vorwiegend die Frauen fahren, wenn sie zu Erledigungen in die Stadt fahren.
Grundschulen gibt es in benachbarten Klans. Niemand wird gezwungen im Klan zu bleiben oder einer Tätigkeit nachzugehen. Die Großmutter als Familienoberhaupt und die übrigen Mütter sind Vorbilder in der Gemeinschaft. Sie verteilen die Arbeit und üben eine positive Motivierung auf alle Mitglieder aus, sich weiter zu entwickeln und für das Gemeinsame einzusetzen.
Es war ein wirklich lehrreicher Filmabend, der die Besucherinnen begeisterte und natürlich viele Fragen aufwarf, die von den Filmmacherinnen geduldig und ausführlich beantwortet wurden. Vielleicht gelingt es dem Frauentreff einen weiteren Filmbericht über ein städtisches Matriarchat in Indien zu organisieren. red