8. Mai 2019

Straße „Am Sportplatz“ soll „Albert-Richter-Weg“ heißen

Ehre für einen Vorzeige-Sportler

Albert Richter wie er auf seinem Grabstein in Köln zu sehen ist.

Die Schwalbacher Sozialdemokraten haben den Antrag gestellt, den erst im vergangenen Jahr ausgebauten Weg „Am Sportplatz“ in „Albert-Richter-Weg“ umzubenennen.

Die SPD begründet das damit, dass Albert Richter nicht nur für Sportler ein großes Vorbild sei, da er seinen Einsatz für verfolgte Juden zur Zeit des Nationalsozialismus mit seinem Leben bezahlt hat. In den 30er-Jahren war Albert Richter ein sehr erfolgreicher deutscher Radrennfahrer. Er wurde 1932 Weltmeister im Bahnradsport-Sprint bei den Amateuren. Nach seinem Wechsel ins Profilager wurde er zwischen 1933 und 1939 siebenmal Deutscher Meister sowie zweimal Vizeweltmeister.
Die Nazis wollten den Vorzeige-Sportler als Aushängeschild nutzen, was dieser jedoch konsequent verweigerte. Weder trat er bei internationalen Turnieren mit Hakenkreuz auf dem Nationaltrikot auf, noch ließ er sich zum „deutschen Gruß“ hinreißen. Es gibt Fotos, auf denen um ihn herum alle wichtigen Männer mit dem Hitlergruß grüßen, Albert Richter jedoch als einziger nicht.
Darüber hinaus hielt er, solange das möglich war, gegen den Willen der Nazis an seinem jüdischen Trainer und Manager Ernst Berliner fest. Berliner blieb Richters Manager, selbst nachdem er in die Niederlande emigrieren musste. Am Silvestertag 1939 machte sich Richter mit dem Zug von seiner Heimatstadt Köln aus auf den Weg in die Schweiz, um dem im Ausland lebenden Kölner Juden Alfred Schweizer Geld zu bringen, das diesem gehörte. 12.700 Reichsmark hatte er dafür in einem Reifen seines mitgeführten Rades versteckt.
Doch Richter wurde verraten. Niederländische Radsportkollegen, die sich im gleichen Zug befanden, beobachteten, wie in Lörrach Kontrolleure den Zug bestiegen und gezielt Richters Gepäck durchsuchten und schnell in seinem Reifen fündig wurden. Richter wurde daraufhin verhaftet und am Abend in das Gerichtsgefängnis von Lörrach gebracht, wo er ermordet wurde.
Gerade vor dem Hintergrund, dass der Schwalbacher Weg zu den Sportstätten auch am BMX-Parcours für junge Radfans vorbeiführt, wäre es den Sozialdemokraten zufolge ein „wichtiges und richtiges Zeichen“, wenn an dieser Stelle an einen Radweltmeister erinnert würde, der sein Leben gelassen hat, um sich für jüdische Bürger und Geflohene einzusetzen und der sich vom NS-Regime niemals vereinnahmen ließ.
„Ein Straßennamen mit einer ergänzenden Informationstafel, die sich viele Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern, Trainer und Lehrer sowie andere Erwachsene ansehen können, ist ein geeigneter Weg, um sich mit Albert Richter zu beschäftigen und ihm Ehre zu erweisen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Schwalbacher SPD. red

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