Zum Artikel „Mehr als Marktplatz-Deko“ in der Ausgabe vom 8. Mai erreichte die Redaktion nachfolgender Leserbrief von Gerhard Borsdorf. Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung ihrer Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Wenn auch Sie einen Leserbrief veröffentlichen möchten, senden Sie ihn unter Angabe Ihrer vollständigen Adresse und einer Rückruf-Telefonnummer an info@schwalbacher-zeitung.de.
Vielen Dank an die Schwalbacher Zeitung, dass sie den gefährdeten Kastanienbäumen am unteren Marktplatz noch einmal die Titelseite widmet. Und ich bewundere die Hartnäckigkeit der kleinen Grünen Partei, mit der sie für die Rettung der Bäume kämpft, auch noch nach dem Beschluss des Stadtparlaments, die Bäume nicht zu erhalten. Es war für mich ein befremdender Anblick, wie sich die Arme der SPD/FDP-Koalition mit ihrer knappen Mehrheit geschlossen für das Fällen der Bäume hoben, während alle anderen für deren Erhalt waren. Die offensichtliche Fraktionsdisziplin ist doch irgendwie verstörend.
Ein Mitglied der SPD-Fraktion sagte mir, ihnen sei gesagt worden, die sich ausbreitenden Wurzeln der Bäume hätten schon „Risse in Mauerwerk“ verursacht. Da ich auch Argumente der anderen Seite ernst nehmen möchte, war ich mit dem Inhaber der Bierstube in dessen Keller, der direkt an die Bäume grenzt. Ich habe aber keinerlei Risse entdecken können (die Tiefgarage ist viel weiter weg). Zwischendurch wurde von kränkelnden Bäumen gesprochen, im aktuellen SZ-Artikel ging es aber nur noch um gestalterische Aspekte.
Im Vorfeld der Umgestaltung war viel von Bürgerbeteiligung die Rede, aber eine Unterschriftensammlung zum Erhalt der Bäume fand offenbar keine Würdigung. Wenn die Stadt vor der Fällung der Bäume so fair wäre, eine Umfrage unter der Bevölkerung zu machen, würden sich viele, wie die Leserbriefschreiberin Dorothea Gall („Ein unersetzliches Stück Natur“), äußern.
Dabei müssten die Stimmen des Wirtes des Lokals und der Bewohner des Bunten Riesen besonderes Schwergewicht bekommen; sie sind, so weit sie sich geäußert haben, sehr für den Erhalt der Bäume. Außer als Schattenspender sind die Bäume beispielsweise während der Sommertreffs einfach ein schöner Anblick, und für die Hausbewohner auch ein gewisser Schallschutz. Das Argument der in der SZ zitierten Magistratsvorlage „Zahlreiche neue Bäume sorgen für ausreichende Verschattung“ gab es sicher auch vor der Umgestaltung des Schwimmbadgeländes. Es stimmt – vielleicht in zehn Jahren. Wie sehr der Schatten der vielen gefällten Bäume im Schwimmbad fehlt, kann man an jedem heißen Sommertag beobachten.
Es muss doch noch einen Weg zum Erhalt der Bäume geben.
Gerhard Borsdorf,
Schwalbach