Manche Aktionen zur Europawahl wirken schon ein bisschen verzweifelt: Der RMV zum Beispiel macht am Wahltag am 26. Mai aus allen Einzelfahrscheinen Tagestickets. Ein tolles Angebot, das allerdings auch dazu führen könnte, dass so mancher lieber einen billigen Ausflug ins Umland macht als ins Wahllokal zu gehen.
Wo man auch hinsieht: Überall grassiert die Angst davor, dass bei der Europawahl am Sonntag viel zu wenige aufrechte Demokraten ihr Kreuz machen und dass in der Folge die die Wahl gewinnen, die mit Europa eigentlich gar nichts am Hut haben.
Doch es sind Krokodils-Tränen, die die Politiker da weinen. Denn in den vergangenen 40 Jahren seit der ersten Europawahl war das Parlament in Straßburg lange Zeit so etwas wie das Abstellgleis für ausgemusterte Parteifreunde. Und wenn es darum ging, mit EU-Bashing billige Punkte bei den Wählern zu holen, waren fast alle Parteien mit dabei. Da darf man nicht klagen, wenn sich das Volk jetzt nicht für Europa begeistern lässt.
Dabei ist die europäische Einigung – wie auch immer sie am Ende aussehen wird – langfristig betrachtet das wichtigste politische Thema überhaupt. In einer globalisierten Welt wird die Bedeutung der Nationalstaaten, wie wir sie heute kennen, genauso verschwinden wie einst das Großherzogtum Hessen.
Die Teilnahme an der Wahl sollte daher für jeden Bürger selbstverständliche Pflicht sein. Und nach der Stimmabgabe kann man dann ja mit dem billigen Tagesticket immer noch in den Rheingau fahren.
22. Mai 2019